Aus für Nachmittagsbetreuung in 30 Gemeinden: Die Folgen der Kindergartensteuer in Oberösterreich
Seit Februar müssen Eltern in Oberösterreich für ihre Kindergartenkinder eine Gebühr zahlen: 42 bis 110 Euro pro Monat kostet es sie, wenn ihre Kinder auch am Nachmittag betreut werden. Und das hat Konsequenzen: In Wels haben 30 Prozent weniger Eltern ihre Kinder angemeldet. Viele Gruppen werden geschlossen und die BetreuerInnen zittern um ihre Arbeitsplätze.
Kinderbetreuungsgebühr – Wer muss was zahlen
Braucht man an 5 Tagen Kinderbetreuung am Nachmittag zahlt man zwischen 42 und 110 Euro pro Kind im Monat. 3 Prozent des Brutto-Familieneinkommens beträgt der Beitrag laut “Elternbeitragsverordnung 2018” – obwohl die Kinderbetreuung in Oberösterreich zu den schlechtesten in Österreich gehört. Eltern zahlen zwar weniger, wenn sie nicht jeden Nachmittag die Betreuung für ihre Kinder nutzen, allerdings sieht die Verordnung lediglich eine 2-, 3- oder 5-Tages-Betreuung vor. Wer also die Betreuung an nur einem Tag (oder an vier Tagen) nutzt, zahlt einen Tag drauf.
30 Gemeinden ohne Nachmittagsbetreuung
Viele, vor allem Frauen, müssen unfreiwillig zuhause bleiben. Quer durchs Land rechnen die Gemeinden mit 20 bis 35 Prozent weniger Anmeldungen. Und das hat Konsequenzen: Eine Umfrage der SPÖ Oberösterreich zeigt, dass 50 Gemeinden Gruppen schließen müssen.
In 30 Gemeinden wird es in Zukunft gar keine Kinderbetreuung am Nachmittag mehr geben.
Viele Eltern sind verunsichert
Viele Eltern sind verunsichert, auch Simone Grochar Sie hat zwei Kinder: ihre Tochter ist fünf Jahre alt, der Sohn zwei, und während die Fünfjährige im Kindergarten ist, ist ihr Bruder in einer Krabbelstube. Ob sie auch in Zukunft Nachmittagsbetreuung für ihre Kinder hat, weiß sie nicht.
Simone pendelt aus einer kleinen Gemeinde nach Linz – das ist eine Stunde Fahrtzeit pro Richtung. Sie war bereits auf ihre Familie und Tagesmütter angewiesen, um ihre Kinder versorgt zu wissen und gleichzeitig arbeiten zu können. Fällt jetzt die Nachmittagsbetreuung aus, kann sie ihren Job kaum mehr machen.
Die Schwierigkeiten sind nicht neu: Die Betreuung war in Oberösterreich immer schon schlecht. Jetzt wird es noch schwerer.
Ob sie im Herbst Nachmittagsplätze für ihr Kind in der Krabbelstube hat, kann ihr niemand sagen. Was sie ihrem Chef sagen soll, weiß sie nicht.
Auch Mindestgröße von Gruppen wird hinaufgesetzt
Dass es keine Nachmittagsbetreuung geben wird, liegt nicht nur an den Abmeldungen: Die Landesregierung hat auch die Anzahl an Kindern, die es braucht, um einen Gruppe zu eröffnen, erhöht. Eine klare Regelung gab es bis zur neuen Verordnung nicht, doch in der Realität waren etwa sieben Anmeldungen notwendig.
Nun braucht es zehn Kinder im Kindergarten bzw. sechs Kinder in der Krabbelstube. In Niederösterreich, das ebenfalls Gebühren einhebt, sind nur drei Anmeldungen für eine Krabbelstube notwendig. Im Ballungsraum Wien sind Mindestgrößen für Gruppen kein Thema – Kinderbetreuung-Gebühren gibt es dort auch keine.
Nicht nur Betreuungsplätze, auch Arbeitsplätze gehen verloren
Gruppen schließen heißt MitarbeiterInnen kündigen. Zumindest werden aber Stunden gekürzt. Das ist nicht nur für die betroffenen KinderbetreuerInnen ein Problem. Gruppen zu planen, ist mit den strengeren Regeln gerade in kleineren Gemeinden kaum mehr möglich. Schließlich sind Kündigungsfristen einzuhalten und auch die Reduktion von Stunden können in laufenden Verträgen nicht einseitig verordnet werden.
Familienbonus ist weg, bevor er da ist
Während der Familienbonus für 2019 versprochen wurde, belastet das schwarz-blau-regierte Oberösterreich Familien bereits mit Februar diesen Jahres. Wenn die Familien Nachmittagsbetreuung nutzen wollen, bleibt unterm Strich nur jenen Familien etwas vom Familienbonus, die über dem Durchschnitt verdienen. Das liegt auch daran, dass bei der Kindergartensteuer das Familieneinkommen herangezogen wird, aber nur ein Elternteil die Steuergutschrift nutzen kann. Dass der Familienbonus nur Besserverdienern was bringt und finanziell schwächeren Familien leer ausgehen, hat kontrast.at bereits berichtet
Quelle.https://kontrast.at/