Die – laut offizieller Auskunft der Wirtschaftskammer – rund 500.000 Euro teure Jubel-Kampagne für den 12-Stunden-Tag wird gestoppt. Die erste Werbeaktion des im Mai zum Kammerpräsidenten beförderten Ex-Wirtschaftsministers Harald Mahrer hatte Spott und Wut quer durch Politik und Bevölkerung ausgelöst.
Mittwoch noch um die Mittagszeit wollte man im Büro von Wirtschaftskammerpräsident Mahrer phrasenhaft erklären, dass man durchaus mit unterschiedlichen Reaktionen auf das schräge Werbevideo gerechnet hätte. Zu der Kritik an der Kammer-Kampagne war von der Sprecherin des Wirtschaftskammerpräsidenten vorerst nur in Erfahrung zu bringen, dass man „sich bewusst für einen unkonventionellen Weg in der Kommunikation entschieden“ habe.
Bereits kurz darauf soll jedoch dem Vernehmen nach im Hintergrund ein erfahrener PR-Berater dringend dazu geraten haben, die Notbremse zu ziehen.
Strategie wird jetzt geändert
Wenn eine Kampagne bei einem breiten Teil der Öffentlichkeit auf derartige Ablehnung stoße, müsse man die Strategie ändern, so der Rat des Profi-Beraters.
Die Proteste, auch aus der Wirtschaftskammer kommen, richten sich vor allem gegen die im Werbevideo paradieshaft anmutende Darstellung des 12-Stunden-Tags. Bereits das PR-Motto „Willkommen in der neuen Welt der Arbeit“ ist von vielen Seiten als böse Verspottung der Arbeitnehmer verstanden worden. Nach dem blitzartigen Stopp der Kampagne entwickle man nun einen Strategiewechsel.
Hinter den Kulissen soll nicht nur der prominente PR-Berater, sondern auch Bundeskanzler Sebastian Kurz bei der Wirtschaftskammer auf Mäßigung und Zurückhaltung gedrängt haben. „Jubelchöre sind ebenso unangebracht wie die Verbreitung von falschen Informationen und Horrorszenarien“, so die Botschaft von Bundeskanzler Kurz.
Strache will „Freiwilligkeit“ ins Gesetz schreiben
Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) will den Entwurf zum 12-Stunden-Arbeitstag „optimieren“. Man könne „gerne“ den Begriff „Freiwilligkeit“ ins Gesetz schreiben, sagte er Mittwoch in der „ZiB2“. Proteste gegen die neue Arbeitszeitregelung führte er auf „Panikmache“ und Fehlinformation zurück. „Natürlich ist das ein Gewinn, eine Win-Win-Situation“ für Arbeitgeber und Arbeitnehmer – und „niemand wird mehr arbeiten“, hielt Strache der Kritik entgegen.
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