Kindergarten: 3450 Kinder weniger am Nachmittag
LINZ. In mindestens 162 Gemeinden wurden Kinder nach Einführung der Gebühren abgemeldet; Haberlander bestätigt Zahlen nicht.
Die Kindergartengebühren sind seit 1. Februar in Kraft, und schon bei einem ersten Rundruf der OÖN Ende Jänner/Anfang Februar zeigte sich: Es wird Abmeldungen geben. In Steyr meldeten die Hälfte der Eltern ihre Kinder von der Nachmittagsbetreuung ab, in Wels wurden von 629 Kindern 184 abgemeldet. In kleinen Gemeinden führten die Abmeldungen auch zu Gruppenschließungen.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt nun auch die Rechercheplattform „Addendum“, die bei allen 440 Gemeinden nachfragte. Nicht alle gaben Auskunft, und nicht überall ist die Gemeinde selbst Träger. Die Erhebung ist daher nicht vollständig und nicht flächendeckend. Allerdings zeigt sich, dass zumindest 3450 Kinder kürzer oder gar nicht mehr in der Nachmittagsbetreuung sind. In mindestens 162 Gemeinden hat sich die Zahl der Kinder verringert, in 43 blieb die Zahl gleich.
Besonders drastisch sind die Zahlen der Abmeldungen in einigen kleinen Gemeinden. So sind in Rechberg statt 30 nun nur noch sieben Kinder in der Nachmittagsbetreuung. „Das Gesetz hat viele Eltern überrumpelt. Die Kosten waren nicht das größte Problem, sondern eher die fehlende Flexibilität“, sagt Kindergartenleiterin Andrea Spiegel.
Viele Gemeinden versuchen, eigene Lösungen zu finden. So führte etwa Waldburg einen Ein-Tages-Tarif ein, Andorf einen Spätabholer-Tarif, und Ansfelden änderte die Öffnungszeiten.
Bildungslandesrätin Christine Haberlander (ÖVP) verweist auf die vergangene Woche gestartete Evaluierung: „Wir machen eine schriftliche Erhebung bei allen Rechtsträgern. Damit kommen wirklich alle Zahlen auf den Tisch.“ Andere Daten könne sie nicht bestätigen.
Bei der Evaluierung werde auch erhoben, warum es zu Veränderungen gekommen sei: „Das melden uns die Träger, und so werden die Sorgen der Eltern auch gehört.“ Das Ergebnis der Evaluierung wird im August erwartet, Änderungen am Modell seien daher im nächsten Kindergartenjahr nicht möglich, so Haberlander.
Kritik der Opposition
„Es gibt jetzt Daten, die geradezu nach Handeln schreien. Aber Landesrätin Haberlander tut nichts, wartet, blockt ab und lässt Gemeinden und Eltern völlig alleine“, kritisiert Stefan Kaineder, Familiensprecher der Grünen die Vorgangsweise.
SP-Familiensprecherin Petra Müllner fordert eine sachliche Diskussion: „Leider haben ÖVP und FPÖ eine faktenbasierte Landtagsenquete zur Kinderbetreuung verhindert. Wohl auch, um das Ausmaß an Abmeldungen noch weiter unter Verschluss zu halten.“
Das Modell
Generell gilt seit 1. Februar: Bis zu einem Haushalts-Bruttoeinkommen von 1400 Euro ist der Mindestbeitrag von 42 Euro fällig, ab 3700 Euro der Höchstbeitrag von 110 Euro für fünf Nachmittage. Außerdem gibt es Zwei- und Drei-Tages-Tarife.
Das Land Oberösterreich hat die Gruppen- und Sonderförderungen gekürzt. Das entgangene Geld sollen sich die Gemeinden aus den Gebühren holen. Man geht von rund 13 Millionen Euro aus.
Quelle http://www.nachrichten.at/