Die türkis-blaue Bundesregierung fordert – wie berichtet – „bis Juni“ dringende Reformvorschläge für das Arbeitsmarktservice. Bei den Rufen nach Reform stehen auch die Kursmaßnahmen mit jährlichen Kosten in der Höhe von rund einer halben Milliarde Euro auf dem Prüfstand. krone.at sprach mit einem früheren Trainer von AMS-Kursen über den auch vom Rechnungshof mehrfach kritisierten Weiterbildungssektor, der für die Kursanbieter eine wahre Goldgrube darstellt.
mmer wieder sorgten in der Vergangenheit Berichte über „Sinnlos-Kurse“ und überhaupt die Sinnhaftigkeit des Kursangebots des AMS für Schlagzeilen. Arbeitslose würden sich in manchen Kursen „gefangen“ fühlen und nur die Zeit totschlagen, etwa Computertechniker in IT-Kursen, um nur ein bekanntes Beispiel zu nennen. Ebenfalls ein Dauerbrenner unter den Beschwerden: Kursteilnehmer, die sich darüber ärgern, mehrmals AMS-Kurse wie „So bewerbe ich mich richtig“ absolvieren zu müssen.
Wenig überraschend gab und gibt es in regelmäßigen Abständen teils heftige Kritik an den Schulungen und den damit verbundenen enormen Kosten – etwa, wenn sich wieder mal der Rechnungshof das Arbeitsmarktservice zur Brust genommen hat. Im Visier der Kritiker steht dabei aber meistens das AMS selbst und seine Vergabepraxis. Aber wie schaut es am Weiterbildungssektor mit den Bildungsinstituten aus, die den Großteil der Schulungen im Auftrag des AMS durchführen?
krone.at sprach mit einem früheren Trainer, der in diversen Bildungsinstituten wie BFI, Update Training oder Die Berater, über Jahre hinweg AMS-Kurse leitete. Dem internen AMS-Bericht, der vor Kurzem hohe Wellen schlug, kann der langjährige Trainer in Teilen zustimmen, gibt aber zugleich zu bedenken: „Das AMS macht sehr viele Fehler, keine Frage, aber die Abhaltung der Kurse, die Kursdurchführung machen ja die Institute – und da liegt oft der Hund begraben.“ Demnach biete das AMS nicht nur die in Berichten kritisierten „Deppenkurse“, sondern durchaus auch sinnvolle Kurse an. Jedoch scheitere es oftmals an der Umsetzung der Kursvorgaben in den Bildungsinstituten.
Geschäftsmodell AMS-Kurse
Österreichweit gibt es etwa 150 Unternehmen, die im Auftrag des AMS Kurse für Arbeitssuchende anbieten. Für diese externen Kursanbieter – die Bandbreite reicht hier von Sprachinstituten über verschiedene Vereine bis hin zu den zahlreichen EDV-Schulungszentren – spielt ein Auftrag vom Arbeitsmarktservice eine gewichtige, je nach Unternehmensgröße möglicherweise sogar entscheidende Rolle. Die Durchführung der AMS-Kurse ist dadurch zu einem lukrativen Geschäftsmodell geworden.
Die Bildungsmaßnahmen des AMS, die an externe Kursanbieter vergeben werden, stellen einen großen Brocken im Budget des Arbeitsmarktservice dar. 2016 wurden laut AMS-Geschäftsbericht 441 Millionen Euro ausbezahlt. Tatsächlich ein großes Geschäft also für die Bildungsinstitute, wie auch der Insider gegenüber krone.at bestätigt. Fast die Hälfte des „AMS-Kuchens“ schneiden sich übrigens nur eine Handvoll größere – und bestens in die Politik vernetzte – Institute ab. Wobei in den letzten Jahren zahlreiche neue und weitaus kleinere Anbieter dazugekommen sind, wie der langjährige Trainer erklärt.
500 bis 600 Euro pro Teilnehmer
Demnach ist das Geschäft mit den Schulungen für die Anbieter der Kurse eine wahre Goldgrube, um nicht sogar von einem Wachstumsmarkt zu sprechen. „Was da an Geld verschossen wird“, so der anonyme Informant, der in seinen vielen Jahren als Trainer so manchen „Irrsinn“ rund um die AMS-Kurse bei verschiedenen Instituten hautnah miterleben durfte. Er spricht von rund 500 bis 600 Euro, die pro Teilnehmer für einen „normalen Coaching-Kurs“ lukriert würden – exklusive diverser Zulagen und Pauschalen, etwa für Arbeitsmaterialien. Welche Summe von den bis zu 600 Euro letztlich als Gewinn verbucht wird, darüber hüllen sich die Institute in Schweigen. Oder sind gar darum bemüht, die Beträge in der Öffentlichkeit möglichst runterzuspielen.
Angesichts solch beachtlicher Pro-Kopf-Summen verwundert es jedenfalls nicht, wenn einige der Bildungsinstitute so viele Teilnehmer wie möglich – und egal, ob diese überhaupt inhaltlich geeignet sind – in einen Kurs stecken würden. Der Ex-Trainer spricht wörtlich von „vollgestopften Kursen“ und fehlenden bzw. ungenügenden Kontrollen bei den Bildungsinstituten, vor allem bei den größeren, die angesichts gut gepflegter Kontakte zum AMS oft vor Überprüfungen vorgewarnt würden.
Wie die Praxis in den Bildungsinstituten aussieht und wie Arbeitslose dabei zu „Trendopfern“ werden, lesen Sie im zweiten Teil unserer Serie über die AMS-Kurse.
Quelle http://www.krone.at/