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Millionen für die „Adlerrunde“: Wie Tirols Reichste von Corona-Hilfen profitieren

12. Jänner 2022

Ein Luxusclub für die Tiroler Elite, Nobelhotels, Skisport-Imperien – auch dorthin flossen Gelder aus dem Topf der Corona-Hilfen. Und das nicht zu wenig. Die „Tiroler Adlerrunde“ kennt man als Vereinigung mächtiger Reicher im Westen Österreichs, deren Mitglieder mitunter den Wahlkampf der ÖVP finanzierten. Nimmt man alle „Adler“ zusammen, sind bisher 24 Millionen Euro Corona-Hilfszahlungen geflossen. Hier ausgewählte Beispiele der Empfänger!

Viele kleine Betriebe sind in der Pandemie nur schwer über die Runden gekommen. Wer seinen Job in der Krise verliert, muss von 55 Prozent des letzten Einkommens leben.

Doch bei den großen Tiroler Hoteliers war die Regierung großzügig, wie jüngste Veröffentlichungen zu den Empfängern von Covid-Förderungen zeigen. Auf Bedingungen wie ein Kündigungsverbot bei Hilfsgeldern oder eine Sondersteuer bei Überförderung hat sie verzichtet.

Stattdessen hat man durch einen Wildwuchs an Förderungen – Fixkostenzuschuss, Umsatzersatz I und II, Härtefallfonds, Kurzarbeit etc. – in Kauf genommen, dass einzelne Betriebe massiv überfördert wurden. Eine Gegenrechnungen zwischen den Förderungen und mit den entstandenen Gewinnen gibt es bis heute nicht.

Hoteliers wurden überfördert

Profiteure dieser Politik der Überförderung sind unter anderem einige Mitglieder der Tiroler Adlerrunde, ein Zusammenschluss von Tirols Industriellen, Hoteliers und Skilift-Betreibern (unter den aktuell 52 Mitgliedern finden sich nur 6 Frauen). Die Adlerrunde hat die ÖVP im Wahlkampf schon mal mit 1,1 Millionen Euro unterstützt. Viele politische Entscheidungen der ÖVP-geführten Regierung, wie etwa der 12-Stunden-Tag, die Senkung der Steuern für Hoteliers und die Senkung der Körperschaftssteuer, tragen die Handschrift dieser Vereinigung.

Fast eine Million Corona-Hilfe für Nobelhotel „Trofana Royal“

Johann und Alexander Thannen sind Geschäftsführer der „Hotel Trofana Royal GmbH“. Der Familie gehört ein Luxushotel in Ischgl, dazu Diskotheken, eine Raststätte, eine Aprés-Ski-Hütte und ein Fitnessstudio. Das Familien-Imperium bilanziert normalerweise zweistellige Millionensummen. Johann Thannen unterstützte 2017 den Wahlkampf der ÖVP. Über die Firma „Trofana Erlebnis-Dorf“ überweist er gemeinsam mit dem Tiroler „Speckkaiser“ Karl Handl 14.800 Euro. Thannen jun. ist politisch aktiv. Er ist Funktionär der Hotellerie-Gruppe in der Wirtschaftskammer Tirol und Obmann vom Tourismusverband Paznaun – Ischgl.

Wer weiß, ob das nicht alles manipuliert ist, ob da nicht in Wahrheit eine Volksenteignung im Gange ist„, meinte Johann Thanner im Juni 2020 in einem Interview über Corona. Die Corona-Hilfen nahm die Trofana Royal GmbH dennoch gern entgegen: 993.000 Euro Zuschüsse erhalten sie zwischen Dezember 2020 und März 2021. Dazu kommen nochmal 478.817 Euro für das Trofana Erlebnis-Dorf.

Auch der „Speckkaiser“ Karl Handl selbst hat dem Team Kurz 45.000 Euro gespendet, 2021 erhält sein Unternehmen „Handl Tyrol“ 511.468 Euro an Corona-Hilfen.

1,5 Millionen für die Hotels Quellenhof und Liebes Rot-Flüh

Der „Adler“ Robert Heitzmann ist Rechtsanwalt und betreibt mit seiner Familie u.a. das 4-Sterne Superior Hotel Quellenhof (neben verschiedenen Immobilienprojekten, einem Wasserkraftwerk und einem Golfplatz). Für das Hotel erhielt die Familie 2021 990.000 Euro staatliche Hilfe. Auch Sonja Huber bekam für ihr Hotel „Liebes Rot-Flüh“ knapp 600.000 Euro Förderung. Eine Nacht in der 200m2 Luxus-Suite des Hotels kostet bis zu 1.000 Euro. 840.000 Euro bekam Richard Hauser, ebenfalls Mitglied der Adlerrunde, für seinen exklusiven „Kitzbühel Country Club“. Für eine Einschreibgebühr von 3.600 Euro und einem jährlichen Mitgliedsbeitrag von 2.520 Euro wird dort neben Golf, Polo und Hundesitting auch ein 1.000 Hektar großes „exklusives Jagdrevier“ geboten.

Gleich zwei Mal profitierte die Familie Ruetz von den Corona-Hilfsgeldern. Der „Adler“ Christian Ruetz Junior führt mit seinem Bruder, seinen Cousinen und seinem Onkel Norbert Fagschlunger die Bäckerei-Kette Ruetz mit 44 Standorten in Tirol und Vorarlberg. 2021 bekamen sowohl der „Bäcker Ruetz“ als auch „Ruetz & Fagschlunger GmbH“ jeweils 800.000 Euro Förderung.

632.000 Euro für Hotel des ÖVP-Abgeordneten Franz Hörl

Franz Hörl ist ÖVP-Abgeordneter im Nationalrat und Obmann des Tiroler Wirtschaftsbundes. Was ihm wichtig ist: Tourismus und die Tiroler Seilbahnen.

Als Ischgl im März 2020 zur Infektionsdrehscheibe wird, gehört Hörl zu jenen, die bis zuletzt gegen ein vorzeitiges Beenden der Skisaison lobbyierten. Als sich die Südafrika-Mutation des Corona-Virus in Tirol ausbreitet, war Hörl gegen Reisewarnungen. Solche Vorschläge bezeichnete er als „Rülpser aus Wien“. Gelegen kamen ihm die Zuschüsse aus der Bundeshauptstadt wohl dennoch. 632.000 Euro Zuschüsse bekam das Hotel “Gaspingerhof” in Gerlos zwischen September 2020 und Jänner 2021.

2017 noch fand sich Hörl auf der Webseite der Tiroler Adlerrunde und schrieb an einem Forderungskatalog an die Bundesregierung mit. Kurz später erhielt er einen ÖVP-Sitz im Nationalrat. Jetzt ist er kein offizieller „Adler“ mehr, kann sich aber auf direktem Weg um die Anliegen der Adlerrunde kümmern.

Über 4,2 Millionen für die Unterberger-Gruppe

Mitglieder der Tiroler Adlerrunde sind auch Fritz und Gerald Unterberger. Fritz Unterberger senior gründete in den 1970ern ein Autohaus. Mittlerweile hat die “Unterberger-Gruppe” 19 Standorte in Tirol, Vorarlberg, Salzburg und Bayern. Neben dem Verkauf von Jaguars, Land Rovers und Hyundais, ist die Gruppe auch im Immobiliengeschäft tätig.

Die Unterberger Gruppe ist ganz in Familienhand„, heißt es auf der Homepage. Dieter Unterberger ist Geschäftsführer der Unterberger Automobile GmbHs an mehreren Standorten, sowie Geschäftsführer der Unterberger Beteiligungs GmbH und der Fritz Unterberger-Wolfgang Denzel GmbH. Weil er offenbar neun Standorte einzeln abrechnete, durfte der Autohändler sich zwischen November 2020 und Jänner 2021 über 4,2 Millionen Euro Corona-Hilfen freuen. Die meisten Firmen waren mit 800.000 Euro gedeckelt.

Staatliche Förderung ohne soziale Bedingungen

Der Präsident der Tiroler Adlerrunde, Klaus Mark lässt Kontrast wissen: „Die österreichische Bundesregierung hat ein umfangreiches Unterstützungsprogramm zur Bewältigung der Pandemie aufgelegt. Von den Förderungen profitieren auch Tiroler Leitbetriebe, die seit März 2020 massiv von den Schließungen und erheblichen Einschränkungen betroffen waren.“ Die Förderungen der Adlerrunde hervorzuheben, bediene „möglicherweise den Neidkomplex mancher Leser, das darin praktizierte Unternehmer-Bashing ist für unsere Gesellschaft leider sehr schädlich. Arbeitnehmer und Arbeitgeber brauchen einander, letztlich setzt ein Unternehmer immer alles daran, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten bzw. so schnell als möglich wieder in ein sicheres Arbeitsverhältnis zu bringen.“

Tatsächlich ist die Arbeitslosigkeit in Tirol trotz Wirtschaftshilfen für Hoteliers in der Corona-Krise am stärksten in ganz Österreich angestiegen – um über 100 Prozent. Viele Eigentümer haben ihre Beschäftigten rasch gekündigt, obwohl Tirols Betriebe im regionalen Vergleich besonders viel Hilfsgelder in Anspruch genommen haben – etwa dreimal so viel wie in Kärnten, das ähnlich stark vom Tourismus abhängt. Zusätzlich wurden in Tirol 835,3 Mio. Euro für Kurzarbeit ausbezahlt.

Mittlerweile ist die Arbeitslosigkeit wieder deutlich gesunken und liegt aktuell bei 16.889 Personen. Dazu kommen 9.774 Menschen in Kurzarbeit.

Alle Empfänger im Überblick

Quelle https://kontrast.at/adlerrunde-oevp-corona-hilfen/

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