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Millionen für die „Adlerrunde“: Wie Tirols Reichste von Corona-Hilfen profitieren

20. Mai 2021

Millionen für die „Adlerrunde“: Wie Tirols Reichste von Corona-Hilfen profitieren

Ein Luxusclub für die Tiroler Elite, Nobelhotels, Skisport-Imperien – auch dorthin flossen Gelder aus dem Topf der Corona-Hilfen. Und das nicht zu wenig. Die „Tiroler Adlerrunde“ kennt man als Vereinigung mächtiger Reicher, deren Mitglieder mitunter den Wahlkampf der Kurz-ÖVP finanzierten. Sie bzw. ihre Unternehmen wurden im Krisenjahr mit Corona-Hilfen bedacht. Über 10 Millionen Euro bekamen sie als Umsatz-Ersatz zugesprochen.

Als die Regierung die Corona-Hilfsgelder für November und Dezember präsentierte, gab es Bedenken: Es scheint der Wunsch der ÖVP gewesen zu sein, bestimmten Eigentümern auch im Krisenjahr Gewinne zu finanzieren – aus Steuergeldern. Ökonom:innen warnten, dass große Hoteliers auf Steuerzahlerkosten das Geschäft ihres Lebens machen könnten.

Denn seit November zahlte der Staat – und damit der Steuerzahler – den Hoteliers nicht nur die Personalkosten durch Kurzarbeitsgelder. Oben drauf kamen auch 80 (November) bzw. 50 Prozent (Dezember) vom Umsatz des Vorjahres. Hoteliers dürfen sich normalerweise über einen Gewinn von rund 10 Prozent des Umsatzes freuen. Im Lockdown konnten einige ihren Gewinnanteil verdoppeln oder sogar verdreifachen, wie das sozialliberale Momentum-Institut errechnete. Selbst der Budgetsprecher der Grünen sprach in einer Aussendung von einer „Überförderung“ beim Umsatzentfall, wenn die Kurzarbeit nicht gegengerechnet wird – was nicht passiert ist.

Hoteliers wurden überfördert

Die Kurzarbeit wurde nicht gegengerechnet, denn die ÖVP war dagegen. Profiteure dieser Politik der Überförderung sind unter anderem die Mitglieder der Tiroler Adlerrunde, ein Zusammenschluss von Tirols Industriellen, Nobel-Hoteliers und Skilift-Betreibern (unter den aktuell 51 Mitgliedern finden sich nur 5 Frauen). Die Adlerrunde hat Sebastian Kurz bereits bei der Übernahme der ÖVP im Jahr 2017 unterstützt, im Wahlkampf flossen 1,1 Millionen Euro von Adlerrundlern an das Kurz-Team. Viele politische Entscheidungen der ÖVP-geführten Regierung, wie etwa der 12-Stunden-Tag oder die Senkung der Steuern für Hoteliers, tragen die Handschrift der Tiroler Adlerrunde.

So dürfte es auch bei den Corona-Hilfsgeldern sein.

Die Adlerrunde hat ein Vielfaches ihrer Spenden in Form der Corona-Hilfen zurückbekommen.

350.000 Euro für „Kitzbühel Country Club“, ein Privatclub für Tirols Elite

Über Umsatz-Ersatz konnte sich etwa der „Kitzbühel Country Club“ freuen. Ein Privatclub für die Tiroler Elite, die gern unter sich bleibt, wenn sie entspannen und gleichzeitig Netzwerke knüpfen will. Gründer und Geschäftsführer ist der „Adler“ Richard Hauser. Für eine Einschreibgebühr von 3.600 Euro und einem jährlichen Mitgliedsbeitrag von 2.500 Euro ist man dabei, vorausgesetzt, man wohnt in Tirol oder ist unternehmerisch dort tätig – und hat das nötige Kleingeld.

Der Kitzbühel Country Club, wie beworben auf der Homepage des Elite-Klubs.

Das Angebot ist umfassend: Neben Massagen, Golf, Polo und Hundesitting bietet der Country Club auch ein 1.000 Hektar großes „exklusives Jagdrevier“ in bester Lage. Darüber hinaus gibt es neben Wellness auch medizinische Dienstleistungen. Seit 2016 bot Ralf Herwig als „Experte für Zellenergie“ dort seine Dienste an. Herwig ist jener Arzt – konkret: Urologe –, der im September 2020 vom Land Tirol einen 8 Millionen Euro schweren Auftrag zur Durchführung von PCR-Tests bekommen hat. Und das, obwohl umstritten ist, ob sein mobiles Labor über die Expertise und die technische Ausstattung verfügt, um die Tests durchzuführen.

Tirols Reichste konnten sich 2020 selten im Kitzbühel Country Club treffen. Zum Glück sprang der Steuerzahler ein: Der Luxus-Club bekam mehr als 350.000 Euro aus dem Corona-Hilfen-Topf.

Fast 440.000 Euro Corona-Hilfe für Nobelhotel „Trofana Royal“

Johann und Alexander Thannen sind Geschäftsführer der „Hotel Trofana Royal GmbH“. Der Familie gehört ein Luxushotel in Ischgl, dazu Diskotheken, eine Raststätte und ein Fitnessstudio. Das Familien-Imperium bilanziert normalerweise zweistellige Millionensummen. Der lukrativste Betrieb, die Après-Ski-Hütte „Trofana Alm“, bewirtete auch im März 2020 noch Partygäste. Am 10. März hatte die Bezirkshauptmannschaft angeordnet, sämtliche Après-Ski-Bars „unverzüglich“ zu schließen. Das Abendgeschäft nahmen die Betreiber der „Trofana Alm“ aber noch mit. 

Johann Thannen unterstützt 2017 den Wahlkampf von ÖVP-Chef Kurz. Über die Firma „Trofana Erlebnis-Dorf“ überweist er gemeinsam mit dem Tiroler „Speckkaiser“ Karl Handl 14.800 Euro. Thannen jun. ist politisch aktiv. Er ist Funktionär der Hotellerie-Gruppe in der Wirtschaftskammer Tirol.

Wer weiß, ob das nicht alles manipuliert ist, ob da nicht in Wahrheit eine Volksenteignung im Gange ist„, meint Johann Thanner in einem Interview über Corona. Die Corona-Hilfen nimmt die Trofana Royal GmbH dennoch gern entgegen: Fast 440.000 Euro Umsatz-Ersatz erhalten sie im Dezember 2020.

200.000 Euro Hotel des ÖVP-Abgeordneten Franz Hörl

Franz Hörl ist der Harald Mahrer Tirols: Er ist ÖVP-Abgeordneter im Nationalrat, Obmann des Tiroler Wirtschaftsbundes, Vizepräsident der Tiroler Wirtschaftskammer. Und er hat eine Agenda: Tourismus und die Tiroler Seilbahnen.

Franz Hörl im Parlament. © Parlamentsdirektion / Thomas Topf

Als Ischgl im März 2020 zur Infektionsdrehscheibe wird, gehört Hörl zu jenen, die bis zuletzt gegen ein vorzeitiges Beenden der Skisaison lobbyierten. Als sich die Südafrika-Mutation des Corona-Virus in Tirol ausbreitet, war Hörl gegen Reisewarnungen. Solche Vorschläge bezeichnete er als „Rülpser aus Wien“. Gelegen kamen ihm die Zuschüsse aus der Bundeshauptstadt wohl dennoch. Über 200.000 Euro Umsatz-Ersatz bekam das Hotel “Gaspingerhof” in Gerlos.

2017 noch fand sich Hörl auf der Webseite der Tiroler Adlerrunde und schrieb an einem Forderungskatalog an die Bundesregierung mit. Kurz später erhielt er einen ÖVP-Sitz im Nationalrat. Jetzt ist er kein offizieller „Adler mehr“, kann sich aber auf direktem Weg um die Anliegen der Adlerrunde kümmern.

2 Millionen für die Unterberger-Gruppe

Mitglieder der Tiroler Adlerrunde sind auch Fritz und Gerald Unterberger. Fritz Unterberger senior gründete in den 1970ern ein Autohaus. Mittlerweile hat die “Unterberger-Gruppe” 16 Standorte in Tirol, Vorarlberg, Salzburg und Bayern. Der Reichtum beruht nicht allein auf dem Verkauf von Jaguar, Land Rovers und Hyundais, sondern auch auf Immobiliengeschäften.

Die Unterberger Gruppe ist ganz in Familienhand„, heißt es auf der Homepage. Dieter Unterberger ist Geschäftsführer der Unterberger Automobile GmbHs an mehreren Standorten, sowie Geschäftsführer der Unterberger Beteiligungs GmbH und der Fritz Unterberger-Wolfgang Denzel GmbH. Weil er offenbar neun Standorte einzeln abrechnete,

durfte der Autohändler sich zwischen November und Dezember 2020 über 1,9 Millionen Euro Corona-Hilfen freuen. Die meisten Firmen waren mit 800.000 Euro gedeckelt.

Staatliche Förderung ohne soziale Bedingungen

Der Präsident der Tiroler Adlerrunde, Klaus Mark lässt Kontrast wissen: „Die österreichische Bundesregierung hat ein umfangreiches Unterstützungsprogramm zur Bewältigung der Pandemie aufgelegt. Von den Förderungen profitieren auch Tiroler Leitbetriebe, die seit März 2020 massiv von den de facto durchgängigen Schließungen und erheblichen Einschränkungen betroffen waren.“ Die Förderungen der Adlerrunde hervorzuheben, bediene „möglicherweise den Neidkomplex mancher Leser, das darin  praktizierte Unternehmer-Bashing ist für unsere Gesellschaft leider sehr schädlich. Arbeitnehmer und Arbeitgeber brauchen einander, letztlich setzt ein Unternehmer immer alles daran, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten bzw. so schnell als möglich wieder in ein sicheres Arbeitsverhältnis zu bringen.“

Trotz der Staatshilfen für Hoteliers ist die Arbeitslosigkeit in Tirol am stärksten in ganz Österreich angestiegen – um über 100 Prozent. Tirols Hoteliers haben trotz Zuschüssen aus Steuergeldern Beschäftigte rasch gekündigt und den Rest in Kurzarbeit geschickt. Während viele kleine Betriebe in ganz Österreich in der Pandemie nur schwer über die Runden kommen und Arbeitslose von 55 Prozent ihres letzten Einkommens leben müssen, war die Regierung bei den großen Tiroler Hoteliers großzügig. Auf Bedingungen wie ein Kündigungsverbot bei Hilfsgeldern oder ein Überförderungsverbot hat sie verzichtet.

Ökonom Oliver Picek spricht sich dafür aus, dass Betriebe, die trotz Krise große Gewinne machen, ihre Corona-Hilfsgelder in Form einer Corona-Sondersteuer zurückzahlen müssen.

Für den Ökonomen ist das nicht nur eine moralische Frage. Schließlich nahm die Regierung massiv Schulden auf, um 36 Milliarden Euro an Staatshilfen zu finanzieren. „Nach der Krise wird sich die Regierung wieder an die EU-Maastricht-Kriterien mit einer Staatsverschuldung von maximal 60 Prozent annähern wollen. Dafür wird die Regierung ein Sparpaket schnüren oder künftige Staatsausgaben deckeln müssen.“ Expert:innen wie Picek fordern, dass dieses Mal – im Gegensatz zu den Corona-Kosten – nicht nur die Arbeitnehmerinnen und Konsumenten, sondern auch die Krisen-Gewinner zur Kasse gebeten werden.

Mitglieder der Adlerrunde und unterstützte Firmen

Ein Luxusclub für die Tiroler Elite, Nobelhotels, Skisport-Imperien – auch dorthin flossen Gelder aus dem Topf der Corona-Hilfen. Und das nicht zu wenig. Die „Tiroler Adlerrunde“ kennt man als Vereinigung mächtiger Reicher, deren Mitglieder mitunter den Wahlkampf der Kurz-ÖVP finanzierten. Sie bzw. ihre Unternehmen wurden im Krisenjahr mit Corona-Hilfen bedacht. Über 10 Millionen Euro bekamen sie als Umsatz-Ersatz zugesprochen.

Als die Regierung die Corona-Hilfsgelder für November und Dezember präsentierte, gab es Bedenken: Es scheint der Wunsch der ÖVP gewesen zu sein, bestimmten Eigentümern auch im Krisenjahr Gewinne zu finanzieren – aus Steuergeldern. Ökonom:innen warnten, dass große Hoteliers auf Steuerzahlerkosten das Geschäft ihres Lebens machen könnten.

Denn seit November zahlte der Staat – und damit der Steuerzahler – den Hoteliers nicht nur die Personalkosten durch Kurzarbeitsgelder. Oben drauf kamen auch 80 (November) bzw. 50 Prozent (Dezember) vom Umsatz des Vorjahres. Hoteliers dürfen sich normalerweise über einen Gewinn von rund 10 Prozent des Umsatzes freuen. Im Lockdown konnten einige ihren Gewinnanteil verdoppeln oder sogar verdreifachen, wie das sozialliberale Momentum-Institut errechnete. Selbst der Budgetsprecher der Grünen sprach in einer Aussendung von einer „Überförderung“ beim Umsatzentfall, wenn die Kurzarbeit nicht gegengerechnet wird – was nicht passiert ist.

Hoteliers wurden überfördert

Die Kurzarbeit wurde nicht gegengerechnet, denn die ÖVP war dagegen. Profiteure dieser Politik der Überförderung sind unter anderem die Mitglieder der Tiroler Adlerrunde, ein Zusammenschluss von Tirols Industriellen, Nobel-Hoteliers und Skilift-Betreibern (unter den aktuell 51 Mitgliedern finden sich nur 5 Frauen). Die Adlerrunde hat Sebastian Kurz bereits bei der Übernahme der ÖVP im Jahr 2017 unterstützt, im Wahlkampf flossen 1,1 Millionen Euro von Adlerrundlern an das Kurz-Team. Viele politische Entscheidungen der ÖVP-geführten Regierung, wie etwa der 12-Stunden-Tag oder die Senkung der Steuern für Hoteliers, tragen die Handschrift der Tiroler Adlerrunde.

So dürfte es auch bei den Corona-Hilfsgeldern sein. Die Adlerrunde hat ein Vielfaches ihrer Spenden in Form der Corona-Hilfen zurückbekommen.

350.000 Euro für „Kitzbühel Country Club“, ein Privatclub für Tirols Elite

Über Umsatz-Ersatz konnte sich etwa der „Kitzbühel Country Club“ freuen. Ein Privatclub für die Tiroler Elite, die gern unter sich bleibt, wenn sie entspannen und gleichzeitig Netzwerke knüpfen will. Gründer und Geschäftsführer ist der „Adler“ Richard Hauser. Für eine Einschreibgebühr von 3.600 Euro und einem jährlichen Mitgliedsbeitrag von 2.500 Euro ist man dabei, vorausgesetzt, man wohnt in Tirol oder ist unternehmerisch dort tätig – und hat das nötige Kleingeld.

Der Kitzbühel Country Club, wie beworben auf der Homepage des Elite-Klubs. (Foto: Pressebereich KCC)

Das Angebot ist umfassend: Neben Massagen, Golf, Polo und Hundesitting bietet der Country Club auch ein 1.000 Hektar großes „exklusives Jagdrevier“ in bester Lage. Darüber hinaus gibt es neben Wellness auch medizinische Dienstleistungen. Seit 2016 bot Ralf Herwig als „Experte für Zellenergie“ dort seine Dienste an. Herwig ist jener Arzt – konkret: Urologe –, der im September 2020 vom Land Tirol einen 8 Millionen Euro schweren Auftrag zur Durchführung von PCR-Tests bekommen hat. Und das, obwohl umstritten ist, ob sein mobiles Labor über die Expertise und die technische Ausstattung verfügt, um die Tests durchzuführen.

Tirols Reichste konnten sich 2020 selten im Kitzbühel Country Club treffen. Zum Glück sprang der Steuerzahler ein: Der Luxus-Club bekam mehr als 350.000 Euro aus dem Corona-Hilfen-Topf.

Fast 440.000 Euro Corona-Hilfe für Nobelhotel „Trofana Royal“

Johann und Alexander Thannen sind Geschäftsführer der „Hotel Trofana Royal GmbH“. Der Familie gehört ein Luxushotel in Ischgl, dazu Diskotheken, eine Raststätte und ein Fitnessstudio. Das Familien-Imperium bilanziert normalerweise zweistellige Millionensummen. Der lukrativste Betrieb, die Après-Ski-Hütte „Trofana Alm“, bewirtete auch im März 2020 noch Partygäste. Am 10. März hatte die Bezirkshauptmannschaft angeordnet, sämtliche Après-Ski-Bars „unverzüglich“ zu schließen. Das Abendgeschäft nahmen die Betreiber der „Trofana Alm“ aber noch mit. 

Johann Thannen unterstützt 2017 den Wahlkampf von ÖVP-Chef Kurz. Über die Firma „Trofana Erlebnis-Dorf“ überweist er gemeinsam mit dem Tiroler „Speckkaiser“ Karl Handl 14.800 Euro. Thannen jun. ist politisch aktiv. Er ist Funktionär der Hotellerie-Gruppe in der Wirtschaftskammer Tirol.

Wer weiß, ob das nicht alles manipuliert ist, ob da nicht in Wahrheit eine Volksenteignung im Gange ist„, meint Johann Thanner in einem Interview über Corona. Die Corona-Hilfen nimmt die Trofana Royal GmbH dennoch gern entgegen: Fast 440.000 Euro Umsatz-Ersatz erhalten sie im Dezember 2020.

200.000 Euro Hotel des ÖVP-Abgeordneten Franz Hörl

Franz Hörl ist der Harald Mahrer Tirols: Er ist ÖVP-Abgeordneter im Nationalrat, Obmann des Tiroler Wirtschaftsbundes, Vizepräsident der Tiroler Wirtschaftskammer. Und er hat eine Agenda: Tourismus und die Tiroler Seilbahnen.

Franz Hörl im Parlament. © Parlamentsdirektion / Thomas Topf

Als Ischgl im März 2020 zur Infektionsdrehscheibe wird, gehört Hörl zu jenen, die bis zuletzt gegen ein vorzeitiges Beenden der Skisaison lobbyierten. Als sich die Südafrika-Mutation des Corona-Virus in Tirol ausbreitet, war Hörl gegen Reisewarnungen. Solche Vorschläge bezeichnete er als „Rülpser aus Wien“. Gelegen kamen ihm die Zuschüsse aus der Bundeshauptstadt wohl dennoch. Über 200.000 Euro Umsatz-Ersatz bekam das Hotel “Gaspingerhof” in Gerlos.

2017 noch fand sich Hörl auf der Webseite der Tiroler Adlerrunde und schrieb an einem Forderungskatalog an die Bundesregierung mit. Kurz später erhielt er einen ÖVP-Sitz im Nationalrat. Jetzt ist er kein offizieller „Adler mehr“, kann sich aber auf direktem Weg um die Anliegen der Adlerrunde kümmern.

2 Millionen für die Unterberger-Gruppe

Mitglieder der Tiroler Adlerrunde sind auch Fritz und Gerald Unterberger. Fritz Unterberger senior gründete in den 1970ern ein Autohaus. Mittlerweile hat die “Unterberger-Gruppe” 16 Standorte in Tirol, Vorarlberg, Salzburg und Bayern. Der Reichtum beruht nicht allein auf dem Verkauf von Jaguar, Land Rovers und Hyundais, sondern auch auf Immobiliengeschäften.

Die Unterberger Gruppe ist ganz in Familienhand„, heißt es auf der Homepage. Dieter Unterberger ist Geschäftsführer der Unterberger Automobile GmbHs an mehreren Standorten, sowie Geschäftsführer der Unterberger Beteiligungs GmbH und der Fritz Unterberger-Wolfgang Denzel GmbH. Weil er offenbar neun Standorte einzeln abrechnete, durfte der Autohändler sich zwischen November und Dezember 2020 über 1,9 Millionen Euro Corona-Hilfen freuen. Die meisten Firmen waren mit 800.000 Euro gedeckelt.

Staatliche Förderung ohne soziale Bedingungen

Der Präsident der Tiroler Adlerrunde, Klaus Mark lässt Kontrast wissen: „Die österreichische Bundesregierung hat ein umfangreiches Unterstützungsprogramm zur Bewältigung der Pandemie aufgelegt. Von den Förderungen profitieren auch Tiroler Leitbetriebe, die seit März 2020 massiv von den de facto durchgängigen Schließungen und erheblichen Einschränkungen betroffen waren.“ Die Förderungen der Adlerrunde hervorzuheben, bediene „möglicherweise den Neidkomplex mancher Leser, das darin  praktizierte Unternehmer-Bashing ist für unsere Gesellschaft leider sehr schädlich. Arbeitnehmer und Arbeitgeber brauchen einander, letztlich setzt ein Unternehmer immer alles daran, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten bzw. so schnell als möglich wieder in ein sicheres Arbeitsverhältnis zu bringen.“

Trotz der Staatshilfen für Hoteliers ist die Arbeitslosigkeit in Tirol am stärksten in ganz Österreich angestiegen – um über 100 Prozent. Tirols Hoteliers haben trotz Zuschüssen aus Steuergeldern Beschäftigte rasch gekündigt und den Rest in Kurzarbeit geschickt. Während viele kleine Betriebe in ganz Österreich in der Pandemie nur schwer über die Runden kommen und Arbeitslose von 55 Prozent ihres letzten Einkommens leben müssen, war die Regierung bei den großen Tiroler Hoteliers großzügig. Auf Bedingungen wie ein Kündigungsverbot bei Hilfsgeldern oder ein Überförderungsverbot hat sie verzichtet.

Ökonom Oliver Picek spricht sich dafür aus, dass Betriebe, die trotz Krise große Gewinne machen, ihre Corona-Hilfsgelder in Form einer Corona-Sondersteuer zurückzahlen müssen.

Für den Ökonomen ist das nicht nur eine moralische Frage. Schließlich nahm die Regierung massiv Schulden auf, um 36 Milliarden Euro an Staatshilfen zu finanzieren. „Nach der Krise wird sich die Regierung wieder an die EU-Maastricht-Kriterien mit einer Staatsverschuldung von maximal 60 Prozent annähern wollen. Dafür wird die Regierung ein Sparpaket schnüren oder künftige Staatsausgaben deckeln müssen.“ Expert:innen wie Picek fordern, dass dieses Mal – im Gegensatz zu den Corona-Kosten – nicht nur die Arbeitnehmerinnen und Konsumenten, sondern auch die Krisen-Gewinner zur Kasse gebeten werden.

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Quelle https://kontrast.at/adlerrunde-oevp-corona-hilfen/

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