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Obdachlose in den USA

Obdachlose in den USA – „Nicht in meiner Nachbarschaft“

In den USA leben Hunderttausende auf der Straße – allein in New York wohnen 23.000 Kinder in Notunterkünften, in L.A. hausen Familien in Autos. Ein Grund: Wohnen wird immer teurer.

Wie hier in San Francisco leben in vielen Städten der USA hunderttausende Menschen auf der Straße.

Lily lebt im New Yorker Stadtteil Queens. Sie ist sieben Jahre alt und obdachlos. Die pinkfarbige Puppe mit den roten Haaren ist die neueste Bewohnerin der „Sesamstraße“. Sie soll Kindern helfen ein wachsendes Problem in den USA zu verstehen: Obdachlosigkeit. In unmittelbarer Nachbarschaft des Fernsehstudios, in dem die „Sesamstraße“ produziert wird, leben 154 Familien in einem zum Obdachlosenheim umfunktionierten Hotel. Zwei weitere Unterkünfte liegen ganz in der Nähe.

New York City ist die Stadt in den USA mit den meisten Wohnungslosen: 63.000 New Yorker haben keine Unterkunft. Fast ein Drittel von ihnen sind Kinder. Jeder zehnte Schüler hat kein Zuhause. „Die Zahlen sind so hoch wie seit der Great Depression, der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren nicht mehr“, warnen Experten der Hilfsorganisation Coalition For The Homeless.

Jeder zehnte New Yorker Schüler obdachlos


Schuld sind die explodierenden Mieten. Der Durchschnittspreis für eine Einzimmerwohnung in New York City liegt bei knapp 3.000 Dollar im Monat. Am Central Park wurde Anfang des Jahres ein Luxusapartment für 100 Millionen Dollar verkauft. „Es ist in meinen Augen skandalös, dass es in einem so wohlhabenden Land Menschen gibt, die noch nicht einmal das Nötigste zum Überleben haben“, sagt Maria Foscarinis, Direktorin des National Law Center on Homelessness and Poverty.

Wohnen im Auto oder Zelt

Obdachlosigkeit ist nicht nur ein New Yorker Problem. Auch in anderen großen Städten in den USA wächst die Zahl der Familien, die sich kein Dach über dem Kopf leisten können. Obwohl die US-Wirtschaft boomt, reichen die Löhne nicht, um die rasant steigenden Mieten zu zahlen. Besonders betroffen ist Kalifornien, die Heimat milliardenschwerer Konzerne wie Apple, Amazon und Google. „Eine Mietpreiserhöhung um fünf Prozent in einer Stadt wie Los Angeles führt dazu, dass 2.000 Menschen in die Obdachlosigkeit abrutschen“, heißt es in einer neuen Studie der Immobilienplattform Zillow.

Die Folgen sind in vielen Innenstädten zu beobachten. In Los Angeles sind die Obdachlosenzahlen seit 2012 um 47 Prozent gestiegen. Fast 16.000 Menschen leben in Autos statt in Wohnungen. Eine Nonprofit-Organisation kümmert sich darum, dass sie auf öffentlichen Parkplätzen sicher übernachten können. Sie stellen Dixitoiletten, mobile Auflader und WiFi zur Verfügung. In San Diego hat die Stadtverwaltung für obdachlose Familien Zelte aufgestellt, die sonst für Katastrophenhilfseinsätze genutzt werden.

Um langfristig und nachhaltig zu helfen, müssten die Städte Millionen investieren, sagt Sara Rankin, Direktorin des Homeless Rights Advocacy Projects an der Universität von Seattle. „Das ist zwar teuer, aber nichts tun kostet noch viel mehr.“

Widerstand gegen Obdachlosenunterkünfte

Wirksame Hilfe für Obdachlose scheitert vielerorts aber nicht nur am fehlenden Geld, sondern auch am Widerstand der Bevölkerung. Aus Angst vor steigender Kriminalität und fallenden Immobilienpreisen, protestieren Anwohner überall im Land vehement gegen die Ansiedlung von Obdachlosen. Seit New York Citys Bürgermeister Bill de Blasio vor einem Jahr angekündigt hat, 90 neue Obdachlosenheime zu eröffnen – gleichmäßig über alle Stadtviertel verteilt -, reißen die Proteste nicht ab.

Die Bewohner der so genannten Milliardärs-Zeile am südlichen Ende des Central Park haben die Stadt bereits verklagt. Der Grund: In unmittelbarer Nähe ihrer teuren Luxusapartments in Designwolkenkratzern will die Stadt 140 Obdachlose unterbringen. Herumlungernde Bewohner und Kriminalität werden zu irreparablen Schäden führen, heißt es in der Klageschrift. Dass das Obdachlosenproblem gelöst werden muss, sei keine Frage, aber bitte „nicht hier, nicht in dieser Nachbarschaft“.

Quelle https://www.zdf.de/nachrichten/heute/in-den-usa-leben-hunderttausende-auf-der-strasse-100.html

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