01.12.2020
Trotz Lockdown: Österreichisches Amt -AMS-will Arbeitslose für Aprés-Ski zwangsverpflichten
Feucht-fröhliche Après-Ski-Partys wie in den vergangenen Jahren wird es diese Wintersportsaison in Österreich nicht geben.
Es wird in diesem Winter kein Aprés-Ski geben, so die klare Devise der österreichischen Bundesregierung. Dass vom Arbeitsmarktservice dennoch entsprechende Jobs vermittelt werden, verwundert daher.
- Österreich befindet sich noch bis 6. Dezember im Corona-Lockdown.
- Schon jetzt ist klar, dass der Winter hart wird. Es wird definitiv kein Aprés Ski geben.
- Dennoch vermittelt eine österreichische Jobbehörde an entsprechende Betriebe.
Wien – Österreich ist nach wie vor schwer von der Corona-Pandemie gezeichnet. Das EU-Land befindet sich noch bis 6. Dezember im Lockdown. Von einem normalen Winter, auf den der Tourismus in der Alpenrepublik angewiesen ist, kann daher keine Rede sein. „Ski-Vergnügen ja, aber ohne Après-Ski“ lautete bereits im September die klare Devise von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP).
Corona in Österreich: Aprés Ski ausgeschlossen „Werden weiter mit massiven Einschränkungen leben müssen“
Zwei Monate und einen harten Lockdown später ist selbst der normale Skibetrieb in Gefahr. Es ist völlig unklar, ob überhaupt Touristen ins Land kommen dürfen. Selbst eine europaweite Schließung der Skigebiete steht im Raum. Die schwarz-grüne Bundesregierung sträubt sich derzeit noch gegen diesen Vorschlag aus der EU und will bis Weihnachten offenbar selbst über die Situation entscheiden.
Sicher scheint Kurz zufolge aber, dass die Bewohner des neun-Millionen-Einwohner-Landes „auch nach dem 7. Dezember mit weiteren massiven Einschränkungen leben müssen.“ Österreich steht ein Winter bevor, wie es ihn lange nicht gegeben hat. Das scheinen einige nicht wahrhaben zu wollen.
Corona in Österreich: Trotz konsequentem Verbot – Stellenangebote für Aprés-Ski-Betriebe
Aktuell sorgen Stellenangebote von Skibetrieben für Aufsehen, die Unterstützung für den anstehenden Winter suchen. Trotz kategorischem Verbot geht es dabei auch um Aprés Ski. Vermittelt werden die Jobs durch das österreichische Unternehmen Arbeitsmarktservice, kurz AMS. Gibt man dort in der Suchleiste den Begriff „Aprés Ski“ ein, finden sich insgesamt 46 Stellenangebote. Vom Küchen- bis zum Barpersonal, vom Souchef bis zur Reinigungskraft. Unter den möglichen Arbeitgebern befinden sich etablierte Aprés-Ski-Größen aus Wintersportorten wie Schladming, Sankt Anton am Arlberg oder Salzburg und der Steiermark.
Corona in Österreich: Wegen Aprés Ski von Wien nach Tirol? AMS steht in der Kritik
Die betreffenden Jobs werden offenbar bedenkenlos an Arbeitssuchende vermittelt – und diesen regelrecht aufgedrängt? Auf Twitter gab ein Wiener bekannt, das AMS würde Aufforderungen zur Bewerbung verschicken. Es handle sich um „verpflichtende Bewerbungsunterlagen für Aprés-Ski-Lokale in Tirol.“ Wie der Mann gegenüber dem Portal zackzack.at schildert, seien die Bewerbungen obligatorisch. Bei Nichtbewerbung drohe unter anderem eine Einstellung des Arbeitslosengelds für bis zu acht Wochen. Abzulehnen sei insgesamt möglich, aber schwierig. Nur wenn es sich um eine Risikoperson handelt oder sonstige Auflagen nicht erfüllt werden können, müsse die Stelle nicht angetreten werden. Dies zu beantragen sei – gerade für Nichtmuttersprachler – kompliziert.
Corona in Österreich: „Was klar ist: Après-Ski wird es frühestens in einem Jahr wieder geben“
Was sagt das AMS zu den Stellenangeboten? Auf Twitter auf die Vermittlung von Aprés-Ski-Jobs angesprochen, erklärte Vorstandsmitglied Johannes Kopf lediglich, dass entsprechende Betriebe „im Hinblick auf eine mögliche Öffnung bereits Personal suchen.“ und fügte an: „Ob der Betrieb überhaupt beziehungsweise unter welchen Bedingungen öffnen wird, bestimmt der Gesundheitsminister.“ Das ist nun aber eben schon lange beschlossen. In diesem Winter wird es kein Aprés Ski geben. Definitiv! „Was klar ist: Après-Ski wird es frühestens in einem Jahr wieder geben“, so Kanzler Kurz am 29. November.
Corona in Österreich: Wirbel um Jobangebote für Aprés-Ski-Betriebe
Im Fall der Wiener Arbeitssuchenden bleibt neben der offenbar ganz eigenen Sichtweise zum Aprés-Ski-Betrieb eine weitere offene Frage: Warum soll eine Frau aus Wien in der aktuellen Situation in Tirol, also am anderen Ende des Landes, arbeiten? Vonseiten des AMS heißt es dahingehend diplomatisch: „Überregionale Vermittlung ist ein dem AMS gegebenes Ziel um die vielfach höhere Arbeitslosigkeit in Ostösterreich gegenüber den vielen nicht besetzbaren Stellen im Westen zu verbessern.“
Insgesamt scheint es letztlich mehr als seltsam, dass in diesem Winter Jobs für Aprés-Ski-Lokale vermittelt werden – auch wenn dies trotz klarem Statement der Bundesregierung nicht jedem bewusst scheint.