06. April 2020
Sprunghaft mehr Arbeitslose, AMS hat auch mit Kurzarbeit jede Menge zu tun
Die AMS-Stellen haben alle Hände voll zu tun: Die Zahl der Arbeitslosen und Kurzarbeits-Anfragen steigt.
INNVIERTEL. Corona-Krise schlägt auf allen Ebenen zu, Hunderte Innviertler haben ihre Jobs verloren.
Einen „regelrechten Ansturm“ erlebt haben in den vergangenen drei Wochen die AMS-Stellen des Innviertels. „Corona-bedingt“ ist die Arbeitslosigkeit im Bezirk Schärding gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahrs um rund 70 Prozent gestiegen. Mit 1831 Arbeitslosen sind um 746 Menschen mehr Menschen als arbeitsuchend vorgemerkt als noch vor einem Jahr.
Nach Branchen und Anzahl der Mitarbeiter am stärksten betroffen sind der Bau (375 Personen) und Gastronomie/Tourismus (211 Personen). Betrachtet nach prozentuellem Anstieg am stärksten ausgewirkt hat sich die Corona-Krise bisher bei den Friseuren – hier kam es zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit um 380 Prozent – aber natürlich auf relativ geringer Zahlenbasis (von sechs auf 29 Betroffene), so Schärdings AMS-Leiter Harald Slaby.
Parallel zu den Arbeitslosmeldungen wurden durch das AMS Schärding bisher knapp 500 Betriebe zur Kurzarbeit beraten. „Erfreulicherweise haben sich sehr viele Firmen für das neue Kurzarbeitsmodell entschieden, sodass eine drohende Massenarbeitslosigkeit im letzten Moment abgewendet werden konnte.“ Arbeit und Aufträge wären grundsätzlich in vielen Branchen mehr als genug vorhanden. Aus Sicht des Arbeitsmarktes wichtig wäre, dass der Arbeitsmarkt von der Regierung Schritt für Schritt wieder geöffnet werden kann – im Bereich Bau und Baunebengewerbe sei das schon jetzt spürbar, so Slaby.
Doppelt so viele Arbeitslose
Beim AMS wird versucht, möglichst ganz ohne persönlichen Kontakt auszukommen und ausschließlich über Telefon, Mail oder e-AMS-Konto zu kommunizieren. Im Bezirk Ried sind derzeit rund 2100 Personen als arbeitslos gemeldet – um fast 1000 mehr als noch vor einem Jahr. „Würde es das neue Modell der Kurzarbeit nicht geben, wäre die Steigerung ein Vielfaches“, sagt Rieds AMS-Leiter Klaus Jagereder.
Mehr als 500 Unternehmen aus dem Bezirk Ried haben bereits Kurzarbeit beantragt oder geplant. Jeden Tag kommen neue Regelungen, Anpassungen – und oft sind diese einen Tag später schon wieder vollkommen verändert, so Jagereder. „Keine leichte Aufgabe, damit umzugehen und mit dem Anspruch der Kompetenz Beratungen durchzuführen.“ Bei der Anweisung des Arbeitslosengeldes werde es trotz der vielen Meldungen zu keinen Verzögerungen kommen. Vorgemerkte Personen werden laufend über aktuelle Stellenangebote informiert, so Jagereder. „Alle Kollegen im AMS arbeiten an der Erstellung der Mitteilungen für die Kurzarbeit, damit Zwischenfinanzierungen über die Banken möglich sind.“ Die Daten der jobsuchenden Menschen werden laufend aktualisiert, damit valide Daten für die Vermittlung zur Verfügung stehen, wenn die Wirtschaft wieder „hochgefahren“ werden kann, so Jagereder.
„Ansturm ist enorm“
Auch im Bezirk Braunau schnellt die Zahl der Arbeitslosen in die Höhe. 4062 Personen waren Ende März arbeitslos gemeldet, das sind über 1000 mehr als im Monat zuvor, im Vergleich zum März im Vorjahr ist die Zahl um 70 Prozent gestiegen.
Das Team um AMS-Leiter Walter Moser hat also alle Hände voll zu tun. Nicht nur damit: Rund 700 Betriebe haben um eine Kurzarbeit angefragt, diese Anfragen gilt es so rasch als möglich zu bearbeiten. „Es ist eine herausfordernde Zeit, alle Geschäftsstellen arbeiten zusammen, damit die Fördermitteilungen an die Firmen schnell zugeschickt werden können“, sagt Moser. Er rät Firmen, wenn irgendwie möglich, Kurzarbeit anzumelden und keine Mitarbeiter zu kündigen, das sei das Beste für beide Seiten. „Die Firma bindet den Arbeiter an sich, der Arbeiter behält seine Arbeitsstelle“, so Moser – das sei in Zeiten wie diesen einfach das bessere Modell. Er hofft, dass der Peak (Höhepunkt) bei der Zahl der Arbeitslosigkeit mittlerweile erreicht ist.