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Unfassbar: Tanner will Spürhunde auf Coronakranke ansetzen

21. Juli 2020

Nächste alarmierende Idee

Unfassbar: Tanner will Spürhunde auf Coronakranke ansetzen

Nach der brisanten Justiz-Mail, die Untersuchungshaft für Quarantänebrecher andachte, liefert Klaudia Tanner den nächsten gefährlichen Vorschlag zur Eindämmung der Pandemie: Spürhunde sollen es richten. 

Schon seit meiner Jugend verschlang ich jeden dystopischen Roman, der mir in die Hände fiel. Von Orwells „1984“ über Huxleys „Schöne neue Welt“ und Bradburys „Fahrenheit 451“ bis hin zu Geheimtipps wie Barrys „Logoland“ – spannend war alles, was nicht denkbar schien, geschweige denn in Schnittmengen untereinander. Dann kam Corona und totale Überwachung wurde auch hierzulande zur politischen Kategorie…

U-Haft-Androhung als Vorgeschmack

Von Überlegungen zur Verpflichtung von Corona-Apps, die Leute in die Quarantäne befehlen, wenn sie zufällig am Bahnsteig neben dem Pendlerzug eines Infizierten stehen, bis hin zur jüngsten Weichenstellung für nicht-optionale elektronische Impfpässe: Die Auswüchse sind mannigfaltig. Ganz besonders alarmierend sind aber zwei Überlegungen, die weit über die übliche Koketterie mit dem gläsernen Bürger hinausgehen.

Der erste davon ist das Justiz-Mail, das der Wochenblick in der Vorwoche aufdeckte. Demnach sollte geprüft werden, ob man Personen, die ihre Corona-Quarantäne brechen, in Untersuchungshaft nehmen könnte. Ich stelle mir dabei lebendig eine Situation vor, in der jemand, dem in der Quarantäne das Brot oder Klopapier ausging, zu Mafia-Bossen, Kinderschändern, ausländischen Autoknackern und Sexualmördern in die Zelle kommt.

Hundestaffel für Drogen, Sprengstoff und Corona?

Könnten willfährige Apologeten von Gottkanzler Kurz und seinen Jüngern derartige Ideen wenigstens noch als „Law & Order“-Politik gegen vermeintliche „Lebensgefährder“ (O-Ton Nehammer) verteidigen, wird’s beim neuesten Vorschlag von Klauda Tanner düster. Denn nach öffentlicher Abwatschung ihrer Pläne, das Heer in einen Haufen schneeschaufelnder IT-Nerds zu verwandeln, will sie die Einsatzfähigkeit anders unter Beweis stellen.

Wortwörtlich will sie militärischen Diensthunden ein neues Betätigungsfeld gehen: „Dass unsere Diensthunde Spreng- oder Kampfstoffe aufspüren können, ist nichts Neues. Nun befinden wir uns in einer Testphase, die zeigen soll, wie genau unsere Kameraden auf vier Pfoten auch die Corona-Krankheit erschnüffeln können“. Liebe Leser, lassen Sie die Tragweite dieser unschuldig daherkommenden Ankündigung einmal auf sich wirken. 

Totale Überwachung gegen unsichtbare Feinde

Denn beim nächsten romantischen Spaziergang an der Donau könnte einen plötzlich ein Militärhund anknurren. Alleine die Assoziation, die das ganze auslöst, ist jenseitig. Gestern galt aus Sicht der Dauerempörten noch umstritten, wenn Polizisten damit das Drogenversteck irgendwelcher angeblich 17-Jähriger afghanischer Dealerbanden aufspürten. Heute ist es im Kampf gegen den „unsichtbaren Feind“ offenbar gar billig.

Rechtschaffene Bürger, deren einziger Fehler es vielleicht war, unbewusst mit Infizierten zu Mittag zu essen und sich dabei asymptomatisch anzustecken, erhalten dabei dieselbe Behandlung wie IS-Gefährder kurz vor einem U-Bahn-Anschlag. Gestern war noch die große Angst vor der blauen Republik, weil das Recht der Politik zu folgen habe. Heute ist der türkise Überwachungsstaat, in dem Kranken mit grotesken Maßnahmen gedroht wird. Die Realität hat die Dystopien längst überholt…

Missbrauch der intelligenten Diensthunde

Das soll nicht heißen, dass militärische und polizeiliche Hundestaffeln keine wichtige Rolle erfüllen würden: Das tun sie zweifelsohne. Sie erleichtern dort die Arbeit ungemein und heben auch die Moral auf der Wache oder am Posten. Selbst Menschen, die mit solchen Berufen nie Berührungspunkte hatten, schauten in den 90ern eifrig „Kommissar Rex“ – und das wohl kaum aufgrund der respektablen schauspielerischen Leistung von Tobias Moretti, sondern wegen dem Wurstsemmeln liebenden Wauzerl mit der richtigen Nase.

So oder so: Nachdem mir die Durchführbarkeit von Tanners Idee spanisch vorkam, fragte ich einen Bekannten, der einst die Ausbildung zum militärischen Hundeführer machte und seitdem immer wieder in mehreren sicherheitsrelevanten Berufen einen Diensthund führte. Die Antwort war differenziert. Eine spezielle Ausbildung auf Krankheitserkennung sei möglich und manche Hunderassen seien tatsächlich so intelligent, dass sie sogar frühere Erkrankungen bei Menschen erkennen könnten.

Unsichere Tanner-Idee setzt Vertrauen aufs Spiel

Gleichzeitig hält mein Bekannter es für sehr schwer, einen Hund direkt auf Covid-Infizierte abzurichten. Die Pläne von Tanner sind also nicht unmöglich – aber unsicher. Daher ist unklar, ob die Idee jemals wirklich über die Testphase hinaus geht. Aber darum geht es nicht: Sondern alleine darum, dass man Menschen – auch ohne Symptome – aussortieren möchte, indem man ihnen spezielle Elite-Hundeeinheiten auf den Hals hetzt.

Hunde sind die besten Freunde des Menschen – und ihre unzähligen Fertigkeiten machen die enge Bindung, die zivile und berufliche Hundebesitzer haben gleichsam speziell. Diese vertrauten Muster im selben Atemzug wie die Freiheit in unserem Land aufs Spiel zu setzen, indem man Maßnahmen zur Verbrechensbekämpfung gegen untadelige Bürger einsetzt, ist allerdings eine Schande. Sie zeigt nicht zuletzt erneut: Frau Tanner ist absolut rücktrittsreif.

Quelle https://www.wochenblick.at/unfassbar-tanner-will-spuerhunde-auf-coronakranke-ansetzen/

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