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Was tun im Fall eines Atomunfalls?

Das marode belgische Atomkraftwerk Tihange sorgt für Angst in NRW: Kommt es zu einer Kernschmelze, sind Millionen Menschen betroffen, vor allem in den Regionen Aachen und Eifel. Fünf Tipps, wie Sie sich vor radioaktiven Strahlen schützen können.

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Die Sorge über einen möglichen Fallout ist groß: Das belgische Atomkraftwerk Tihange gilt nach wie vor als gefährdet, wie Forscher der Universität Wien in der vergangenen Woche bekannt gegeben haben. Bereits 2012 wurden Risse an dem umstrittenen Reaktor 2 gefunden, weshalb der Atommeiler zunächst für drei Jahre abgeschaltet wurde. Jetzt ist die Angst vor einer möglichen Kernschmelze wieder Thema.

Das betrifft auch NRW: Besonders in den Grenzregionen wie Aachen und Eifel fragen sich viele Menschen, wie sie sich vor den Folgen eines Größten Anzunehmenden Unfalls (GAU) schützen können. Wir haben mit Odette Klepper vom Bündnis „Ärzte gegen Atomkrieg“ über konkrete Tipps gesprochen, die Schutz bieten können.

1. Die Atemwege schützen

Sollte es tatsächlich zu einer Kernschmelze kommen, empfiehlt Odette Klepper vor allem eins: vorbereitet sein. Dazu gehört, sich einen Satz von Staubschutzmasken mit dem Kennzeichen FFP3 zuzulegen. Auch wenn solche Masken bescheuert aussehen: Die Allgemeinmedizinerin sagt, dass man schädlichen Isotope, die von einer radioaktiven Wolke ausgehen, so abwehren könne.

Haben die gefährlichen Staubpartikel einmal einen Weg in den Körper beziehungsweise in die Lunge eines Menschen gefunden, können diese sich ansiedeln und langfristig Krankheiten auslösen – Krebs beispielsweise. Deshalb sei es in betroffenen Regionen wichtig, nach der Kernschmelze nur noch mit Mundschutz vor die Tür zu gehen.

Wichtig: Eine Staubschutzmaske dürfe nur einmal benutzt werden. Wenn Sie sich also draußen aufhalten – mit FFP3 im Gesicht – muss die Maske laut Klepper unbedingt vor Betreten der eigenen vier Wände entsorgt werden. Dies sei genauso wichtig wie …

2. … einen Schutzanzug zu tragen.

Auch ein Ganzkörperanzug aus dem Baumarkt kann Schutz vor radioaktiven Strahlen bieten. Klepper erklärt: Abgesehen von den Alphastrahlen können sowohl Beta- als auch Gammastrahlen für den menschlichen Körper gefährlich sein. Vor allem Gammastrahlung wird von dem Körper sofort aufgenommen sobald dieser damit in Verbindung kommt. Auch her gilt: Einen Anzug nur einmal gebrauchen, dann wegwerfen und zwar vor der Haustür. Deshalb sollten Sie sich unbedingt mehrere Schutzanzüge zulegen.

3. Zu Hause bleiben

Am besten bleiben Sie zu Hause. Fenster und Türen die ganze Zeit geschlossen halten, während sich die kontaminierte Wolke in Ihrer Region befindet, empfiehlt Klepper. Anja Lutz vom Bundesamt für Strahlenschutz empfiehlt zudem, die Klimaanlagen abzuschalten – damit keine zirkulierte Luft von draußen in Ihr Haus oder Ihre Wohnung dringen kann.

4. Lebensmittel hamstern …

… aber auf frische Lebensmittel verzichten, rät Odette Klepper. Eine Kernschmelze in dem Tihange-Reaktor würde zu einer Kontamination der Luft führen, die anschließend in den Boden sinkt. Da man die gefährlichen Strahlen auch durch das Essen von frischen Lebensmitteln aufnehmen kann, sind diese streng verboten. Das gilt für gekauftes Obst und Gemüse ebenso wie für die Ernte im eigenen Garten. Klepper schlägt einen Vorrat aus Konserven und Hülsenfrüchte vor sowie Reis, Kartoffeln und Wasser und andere Getränke in Flaschen (!) – also all das, was Sie über mehrere Wochen einlagern können.

5. Nehmen Sie hoch dosiertes Jod

Dieser Tipp ist nicht unbedingt neu, aber überlebenswichtig. Sollte es zu einem GAU kommen, sollten Sie laut Odette Klepper hochdosiertes Jod einnehmen – und zwar mindestens drei bis sechs Stunden, bevor die kontaminierte Wolke über Ihren Wohnort zieht. Nur dann könne es einen Schutz von bis zu 97 Prozent geben. Deshalb, sagt die Medizinerin: „Jodtabletten gehören in jeden Haushalt und in jede Schule.“

Wenn sich die radioaktive Luft länger über einem Ort befindet, könne man nach 24 Stunden erneut eine halbe Dosis der Jodtabletten nehmen. „Am besten folgen Sie den Ansagen der Behörden, was die Einnahme von Jod betrifft“, sagt Klepper.

Menschen, die älter als 45 Jahre alt sind, sollten keine Jodtabletten einnehmen, meint Anja Lutz vom Bundesamt für Strahlenschutz. „Bei ihnen ist das Risiko für schwere Nebenwirkungen zu hoch.“

Odette Klepper rät bei einem Fallout zudem, ruhig zu bleiben und sich auf keinen Fall ins Auto zu setzen, um zu fliehen. Auf vollen Autobahnen könnte es zu Panik kommen, sodass Sie aus Ihrem Auto austeigen wollen würden. Falls es dann noch regnet, wäre die Wahrscheinlichkeit sehr viel höher, dass Ihr Körper radioaktive Strahlen aufnimmt.

Quelle https://www1.wdr.de/wissen/technik/tihange-atomkraftwerk-fallout-100.html

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