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Wiener verschickt 200 Bewerbungen, bekommt keinen Job

11.12.2022

Für arbeitslose Menschen über 50 Jahren ist der Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt besonders schwer. Wiener Jan spürt dies tagtäglich.

Pro Woche schreibt Jan sieben bis acht Bewerbungen. Einen Job hat der Wiener dennoch nicht in Aussicht. Seit 2019 ist der 56-Jährige auf der Suche nach Arbeit.

„Ich war vorher bei einer Überwachungsfirma als Portier tätig. Das habe ich über 20 Jahre gemacht“, erzählt er im Gespräch mit „Heute“.

Bei den über 200 Bewerbungen, die ich bisher sicher geschrieben habe, hatte ich etwa drei Bewerbungsgespräche.“

Zu einem Vorstellungsgespräch wird Jan nur selten eingeladen. „Wenn überhaupt etwas zurückkommt, sind es meistens diese typischen Schimmelbriefe. Die klassische Vorlage für eine Absage. Da heißt es dann: Aufgrund der Bewerber kommen Sie leider nicht in Frage.

Ihr Lebenslauf entspricht unseren Kriterien, aber es gibt Bewerber, die noch näher am geforderten Profil dran sind.“

Teuerungen machen Wiener zu schaffen

Kommt es dann doch zu einem persönlichen Gespräch, spürt Jan schnell, dass sein Alter für Arbeitgeber:innen ein Problem darstellt.

„Bei den über 200 Bewerbungen, die ich bisher sicher geschrieben habe, hatte ich etwa drei Bewerbungsgespräche. Man schaut dort auf das Geburtsdatum und geht dann gleich in die Rundablage“, berichtet der 56-Jährige. 

Wiener Jan ist auf Jobsuche. Über die Hürden am Arbeitsmarkt hat er mit „Heute“-Redakteurin Amra Durić gesprochen.

Derzeit ist Jan als Transitarbeitskraft in einem Second-Hand-Shop der Wiener Volkshilfe beschäftigt. „Ich würde sehr gerne wieder im Frontdesk-Bereich, beziehungsweise Facility Management, zwischen 30 und 35 Stunden arbeiten.“

Neben den erfolglosen Bewerbungen setzen dem Wiener auch die derzeitigen Teuerungen zu. „Ich spüre es sehr. Vor allem bei den Energiepreisen. Es ist jetzt eine Rechnung auf mich zugekommen, wo es mir die Schuhe ausgezogen hat.“

Restaurantbesuche „fast undenkbar“

Vor der Erhöhung betrug Jans Energierechnung 54 Euro monatlich. „Jetzt bin ich bei 116 Euro. Man muss wirklich schauen, wo man das Geld hernimmt.“ Um seine Ausgaben zu reduzieren, überlegt der Wiener nun sein Auto abzumelden. „Es wird langsam schwierig.

Die Spritpreise sind auch nicht günstig. Ich mache laufend Abstriche. Früher war ich öfter im Lokal etwas essen, das ist mittlerweile fast undenkbar.“

„Jemand, der 40 Stunden arbeiten geht, ist heutzutage armutsgefährdet. Besonders, wenn man eine Familie zu versorgen hat.“

Laut dem Wiener gehören die Gehälter und Löhne angehoben. „Der Nettolohn, also das was ins Börserl geht, ist einfach zu niedrig. Jemand, der 40 Stunden arbeiten geht, ist heutzutage armutsgefährdet. Besonders, wenn man eine Familie zu versorgen hat.“

Von Arbeitgeber:innen wünscht sich der 56-Jährige, „dass man mehr zu Gesprächen eingeladen wird und die Chance bekommt, sich persönlich vorzustellen und nicht nur als digitaler Lebenslauf gesehen wird.“ Hilfe bei der Suche nach einer Arbeitsstelle bekommt Jan vom sozialökonomischen Betrieb SÖB der Volkshilfe Wien und dem AMS Wien. Menschen, die beim AMS Arbeit suchend gemeldet sind und Unterstützung bei der Arbeitssuche benötigen, können sich an die Stelle wenden.

Leserkommentare —-

Ich habe sehr viele Bewerbungen geschickt und keine Antwort bekommen… also ..

Da will einer arbeiten und kriegt aufgrund des Alters von nur 56 Jahren, keinen Job! 

zu jung oder zu alt… ganz normal.. leider

Ich stimme insofern zu, als dass Unternehmen „händeringend“ suchen aber angeblich niemanden finden. Das liegt am Alter- siehe diesen authentischen und durchaus glaubwürdigen Bericht- und sogar trotz Qualifikation und einschlägiger Berufserfahrung nicht genommen wird. In Wahrheit selektieren Unternehmen nach realitätsfernen Algorithmen aus! Über 50 Jöhrige werden sofort gekübelt.

Es läuft alles verkehrt in Ö.

Es braucht mir keiner mit Arbeitskräftemangel kommen!!!

Ja – so ist das leider am Arbeitsmarkt..und unsere Politiker reden davon, das Pensionsal/ter noch hinauf zu setzen 😒

ja die wollen das alle bis 65 Arbeiten

Manche reden sogar schon von 67 bis 70…😒

Quelle https://www.heute.at/s/wiener-verschickt-200-bewerbungen-bekommt-keinen-job-100243178#story_comments

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