Drama in Graz — Unwetter über Österreich fordern erstes Todesopfer
Heftige Unwetter haben auch am Dienstag weite Teile Österreichs in Atem gehalten. Besonders tragische Nachrichten kommen aus der Steiermark: Im Grazer Stadtpark wurde eine Person durch einen umstürzenden Baum getötet. Der Bezirk Neunkirchen in Niederösterreich musste zudem zum Katastrophengebiet erklärt werden. Auch im Burgenland, der Steiermark und Vorarlberg hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun.
Laut Heimo Krajnz von der Berufsfeuerwehr Graz fiel ein Baum auf einen Passanten. Die Sturmböen ließen auch Bäume und Äste auf Oberleitungen von Straßenbahnen stürzen. Im öffentlichen Verkehr kam es zu massiven Verspätungen. Die Gewitterfront zog schnell auf, war aber nach wenigen Minuten wieder vorbei. Bei der Grazer Berufsfeuerwehr gingen binnen eineinhalb Stunden rund 150 Notrufe ein. Wehren aus dem Bezirk Graz-Umgebung kamen den Kollegen in der Landeshauptstadt zu Hilfe.
Die Energie Steiermark sprach von schweren Schäden an Stromleitungen vor allem südlich der Mur-Mürz-Furche, im Großraum Graz und im Bezirk Weiz. Rund 500 Trafostationen waren vorübergehend abgeschaltet oder ausgefallen. Sprecher Urs Harnik-Lauris zufolge hatten rund 14.000 Haushalte keinen Strom. Vor Einbruch der Dunkelheit waren es noch 9.500 und rund 250 Trafostationen.
Heftige Gewitter auch in Niederösterreich
Die Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen hat am frühen Dienstagabend mitgeteilt, dass aufgrund des Unwetters im Bezirk Neunkirchen „eine Katastrophe vorliegt“. Diese Einschätzung gelte seit 15.30 Uhr. Das Rote Kreuz stand mit 25 Rettungskräften im Einsatz. In Gloggnitz wurde laut einer Aussendung der Bezirkseinsatzstab eingerichtet. Beim Roten Kreuz waren am Abend im Bezirk neben 60 Personen auch doppelt so viele Notärzte wie im Normalfall im Einsatz. Die Standorte für den Regelrettungsdienst wurden erweitert, um im Notfall trotz der vielfach schlechten Fahrbedingungen schnell an Ort und Stelle sein zu können. Neben Rettungssanitätern waren auch Katastrophenhelfer und die Hundeführer der Suchhundestaffel Neunkirchen aufgeboten. 40 weitere Kräfte blieben für die Nacht in Bereitschaft.
Feuerwehrsprecher Franz Resperger berichtete am Dienstagabend von 150 Einsatzstellen in den Bezirken Neunkirchen und Wiener Neustadt. „Es werden mehr“, fügte er hinzu. 750 Helfer waren mittlerweile aufgeboten. Sie beobachteten auch die Pegel der Bäche und Flüsse in der Region. Das Rote Kreuz bereitete aufgrund der weiterhin angespannten Wetterlage Notunterkünfte für die Nacht im Bezirk Neunkirchen vo. Entsprechende Betreuungszentren gab es einer Aussendung zufolge in Scheiblingkirchen, Gloggnitz, Puchberg am Schneeberg und Kirchberg am Wechsel. Zudem wurden 1.000 Liter Getränke, 500 Würstel, 700 Semmeln, 15 Kilo Äpfel und 300 Müsliriegel zur Ausgabe verladen.
Mehrere Ortschaften teilweise auch abgeschnitten
Mehre Orte seien nur über Unwege erreichbar, teilte das Rote Kreuz weiter mit. Ortschaften seien teilweise auch abgeschnitten. Die Lage dürfte sich im Laufe der Nacht weiter zuspitzen, hieß es zudem. Gerettet werden mussten auch in anderen Teilen Niederösterreichs vor allem gehbehinderte Menschen. Gemeinden, die vom Unwetter besonders stark getroffen wurden, waren unter anderem Otterthal, Raach am Hochgebirge und Warth. Die Feuerwehren brachten Hunderte Sandsäcke in die betroffenen Ortschaften.
In Otterthal mussten gebrechliche Personen von der Feuerwehr aus ihren Häusern gebracht werden, weil das Wasser schon in die Wohnräume eingedrungen war. In der Gemeinde Enzenreith wurde eine Brücke über den Syhrnbach weggerissen. Bundes- und Landesstraßen wurden in einigen Gemeinden im Bezirk teilweise hüfthoch überschwemmt und mussten gesperrt werden.
Verstärkung für die Einsatzkräfte
Kleine Bäche seien zu reißenden Flüssen geworden, sagte Resperger. In einer Mure sei ein Rettungswagen mit einem Notfallpatienten stecken geblieben. Die Helfer mussten das Fahrzeug befreien. Die Aufräumarbeiten in den vom Unwetter getroffenen Gemeinden werden laut dem Feuerwehrsprecher jedenfalls bis Mittwoch dauern.
Er kündigte an, dass noch am Dienstag bzw. spätestens Mittwoch in der Früh eine Bereitschaft des Katastrophenhilfsdiensts aus Wiener Neustadt in den Bezirk Neunkirchen in Marsch gesetzt werde. Dies dazu, um andere Kräfte abzulösen bzw. zu unterstützen.
Indes wurde etwa auch Krems von schweren Gewittern heimgesucht. Aufnahmen zeigen die von den Wassermassen überflutete Ringstraße in Krems.
Einsatzkräfte auch in Burgenland alle Hände voll zu tun
Ein Gewitter hatte am Dienstagnachmittag auch im Bezirk Oberpullendorf im Burgenland für überflutete Keller und Straßen gesorgt. Laut der Landessicherheitszentrale waren die Feuerwehren in den Gemeinden Kobersdorf, Weppersdorf, Neckenmarkt und Deutschkreutz mit Auspumparbeiten sowie mit dem Freimachen von Verkehrswegen beschäftigt. Im Bezirk Güssing war St. Michael betroffen.
Feuerwehrmann filmte kleinen Tornado im Salzkammergut
Im Salzkammergut filmte ein Feuerwehrmann einen kleinen Tornado mit seinem Mobiltelefon. Die Windhose demolierte ein Geländer und habe in der Wiese eine Schneise hinterlassen, teilte das Bereichsfeuerwehrkommando des Bezirks Liezen in einer Aussendung mit. Ein massiver Holzboden, bestehend aus Kantern und Pfosten, sei auf einer Fläche von etwa 30 Quadratmetern weggerissen worden. Die Trümmer flogen laut Feuerwehr bis zu 100 Meter weit durch die Luft.
Zahlreiche Einsätze auch in Vorarlberg
Zahlreiche Einsätze gab es auch in Vorarlberg. Hier war besonders das Kleinwalsertal betroffen, wie der ORF auf seiner Website berichtete.. Die Kleinwalsertalstraße wurde teilweise überschwemmt. Weil dort die Gefahr eines Hangrutsches bestand, habe man eine Fahrbahn sperren müssen, so die Polizei. Laut Bürgermeister bleibt die Sperre vorsorglich vorerst aufrecht – zur Gefahreneinschätzung soll ein Geologe herangezogen werden.
Quelle https://www.krone.at/