Dass Menschen den Job verlieren, weil es ihrer Firma schlecht geht, das ist tragisch. Die 400 Mitarbeiter von Nidec in Fürstenfeld haben aber – und das ist schon grotesk – Sorge, dass sie ihren Job verlieren, weil es dem Unternehmen zu gut geht. Denn die EU-Kommission fordert Zugeständnisse: Weil der japanische Eigentümer einen Zusammenschluss mit Whirlpool plant, müsse die Fürstenfelder Tochter verkauft werden. Mittlerweile versucht die Politik Rettungsmaßnahmen.
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Der Kompressoren-Hersteller ist ein steirisches Vorzeigeunternehmen – international äußerst erfolgreich aufgrund seiner technologischen Stärke und Innovationskraft. Bedingt durch zahlreiche Eigentümerwechsel blickt der Betrieb auf eine sehr wechselvolle Geschichte zurück.Bis zu 700 neue Jobs waren geplant2017 wurden die Fürstenfelder vom japanischen Nidec-Konzern übernommen – mit langfristiger strategischer Perspektive.
Man holte die bereits in die Slowakei verlagerten Fertigungslinien in die Steiermark zurück, installierte eine Linie für moderne Waschmaschinenmotoren und startete ein 50 Millionen Euro schweres Investitionsprogramm. Damit sollten die bestehenden Arbeitsplätze abgesichert und bis zu 700 neue Jobs geschaffen werden.
Seit etwas mehr als einem Jahr gehört das Werk zur japanischen Nidec-Gruppe mit Sitz in Kyoto.
Da das Haushaltssegment von Nidec aber wegen seiner geringen Größe weiterhin nicht profitabel war, ist eine Fusion mit der Kompressorentochter von Whirlpool geplant. Damit kann Fürstenfeld als Hauptquartier für Forschung und Entwicklung sowie als Produktionsstandort für Haushaltskompressoren ausgebaut werden.
EU-Kommission fordert Verkauf des Standorts
Bedingung für die Firmenfusion ist die Zustimmung der Wettbewerbsbehörden. Sie prüfen, ob sich nach dem Firmenzusammenschluss eine zu starke, marktbeherrschende Stellung ergibt. In praktisch allen Regionen der Welt wurde die Zustimmung erteilt – einzig die EU-Kommission forderte nun Zugeständnisse.
Seit Kurzem werden auch Waschmaschinenmotoren in Fürstenfeld hergestellt, die Nachfrage danach steigt
Der Vorschlag von Nidec, das slowakische Werk zu verkaufen, ist der EU zu wenig. Auch der Standort in Fürstenfeld müsse abgegeben werden. Doch durch einen Verkauf an einen chinesischen Mitbewerber oder an Finanzinvestoren droht dem Standort das Aus.
Große Konkurrenz aus China
Zwei
Millionen produzierte Nidec-Kompressoren im Jahr – das mag viel
klingen. Dennoch hat das Unternehmen damit nur einen Weltmarktanteil von
unter 1,5%. Die Top-6-Firmen der Branche pendeln zwischen 10 und 25%
und befinden sich – mit Ausnahme von Nidec – in China.
Ein erzwungener Verkauf des Fürstenfelder Standortes hätte einschneidende Konsequenzen – vor allem für Hunderte Steirer: Stopp aller Investitionen, Verlagerung der Motorlinie (rund 100 Mitarbeiter wären betroffen); keine weitere Motorlinie (zusätzliche 100 Jobs); Stopp der meisten Entwicklungsprojekte (Budgetreduktion von mehreren Millionen Euro).
Quelle https://www.krone.at/1867125