8.3.2020
Das Coronavirus verbreitet sich in kühlen Ländern offenbar leichter
Das neue Coronavirus ist laut einer Studie wie dessen Artgenossen wärmeempfindlich und verbreitet sich in kühleren Ländern offenbar leichter als in wärmeren.
Das Virus, das Covid-19 verursacht, hat möglicherweise einen Temperatur-Sweetspot, an dem es sich am schnellsten ausbreitet, so eine neue Studie. Experten sagen jedoch, dass Menschen es vermeiden sollten, in die Falle zu tappen, dass es auf saisonale Veränderungen genauso reagiert wie andere Krankheitserreger, wie solche, die Erkältung oder Influenza verursachen.
In der Studie eines Teams der Sun Yat-sen-Universität in Guangzhou, der Hauptstadt der südchinesischen Provinz Guangdong, wurde untersucht, wie die Ausbreitung des neuen Coronavirus durch Änderungen der Jahreszeit und der Temperatur beeinflusst werden kann.
Der im letzten Monat veröffentlichte Bericht, der noch nicht von Experten begutachtet wurde, deutete darauf hin, dass Hitze eine wichtige Rolle für das Verhalten des Virus spielt.
„Die Temperatur könnte die Covid-19-Übertragung erheblich verändern“, hieß es. „Und es könnte eine beste Temperatur für die Übertragung von Viren geben.“
Das „Virus ist sehr empfindlich gegenüber hohen Temperaturen“, was die Ausbreitung in wärmeren Ländern verhindern könnte, während das Gegenteil in kälteren Gegenden der Fall zu sein schien, heißt es in der Studie.
Infolgedessen wurde vorgeschlagen, dass „Länder und Regionen mit einer niedrigeren Temperatur die strengsten Kontrollmaßnahmen ergreifen“.
Viele nationale Regierungen und Gesundheitsbehörden setzen darauf, dass das Coronavirus bei wärmerem Wetter einen Teil seiner Wirksamkeit verliert, wie dies im Allgemeinen bei ähnlichen Viren der Fall ist, die Erkältung und Influenza verursachen.
Eine separate Studie einer Gruppe von Forschern, darunter der Epidemiologe Marc Lipsitch von Harvards T.H. Chan School of Public Health stellte fest, dass eine anhaltende Übertragung des Coronavirus und ein schnelles Wachstum von Infektionen unter verschiedenen Feuchtigkeitsbedingungen möglich sind – von kalten und trockenen Provinzen in China bis zu tropischen Gebieten wie der autonomen Region Guangxi Zhuang im äußersten Süden des Landes und Singapur.
„Das Wetter allein, [wie ein] Anstieg von Temperatur und Luftfeuchtigkeit, wenn die Frühlings- und Sommermonate auf der Nordhalbkugel ankommen, wird nicht unbedingt zu einem Rückgang der Fallzahlen führen, ohne dass umfangreiche Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit durchgeführt werden“, heißt es in der Studie, dieim Februar veröffentlicht wurde und auch auf eine wissenschaftliche Überprüfung wartet.
Das Guangzhou-Team stützte seine Studie auf jeden neuartigen Coronavirus-Fall, der zwischen dem 20. Januar und dem 4. Februar weltweit bestätigt wurde, einschließlich in mehr als 400 chinesischen Städten und Regionen. Diese wurden dann anhand offizieller meteorologischer Daten für Januar aus ganz China und den Hauptstädten jedes betroffenen Landes modelliert.
Die Analyse ergab, dass die Fallzahlen im Einklang mit den Durchschnittstemperaturen bis zu einem Höchstwert von 8,72 Grad Celsius anstiegen und dann abnahmen.
„Die Temperatur … hat Auswirkungen auf das Lebensumfeld der Menschen …
[und]
könnte eine bedeutende Rolle für die öffentliche Gesundheit im Hinblick auf die Entwicklung und Kontrolle von Epidemien spielen“, heißt es in der Studie. Es heißt auch, dass das Klima möglicherweise dazu beigetragen hat, dass das Virus in Wuhan, der zentralchinesischen Stadt, in der es erstmals entdeckt wurde, ausgebrochen ist.
Andere Experten wie Hassan Zaraket, stellvertretender Direktor am Center for Infectious Diseases Research der American University of Beirut, sagten, es sei möglich, dass wärmeres, feuchteres Wetter das Coronavirus weniger stabil und damit weniger übertragbar machen würde, wie dies der Fall war andere virale Krankheitserreger.
„Wir lernen immer noch über dieses Virus, aber basierend auf dem, was wir über andere Coronaviren wissen, können wir hoffnungsvoll sein“, sagte er.
„Wenn sich die Temperaturen erwärmen, kann die Stabilität des Virus abnehmen. Wenn das Wetter uns dabei hilft, die Übertragbarkeit und die Umweltstabilität des Virus zu verringern, können wir möglicherweise die Übertragungskette unterbrechen.“
Selbst wenn dies der Fall wäre, wäre der Nutzen in Gebieten am größten, in denen Covid-19 noch nicht in der Gemeinschaft verbreitet wurde, sagte er. Mike Ryan, Exekutivdirektor des Programms für Gesundheitsnotfälle der Weltgesundheitsorganisation, forderte die Menschen ebenfalls auf, nicht davon auszugehen, dass die Epidemie im Sommer automatisch abklingen würde.
„Wir müssen davon ausgehen, dass sich das Virus weiterhin verbreiten kann“, sagte er. „Es ist eine falsche Hoffnung zu sagen, ja, es wird wie die Grippe verschwinden … wir können diese Annahme nicht machen. Und es gibt keine Beweise.
