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Gefahr im Verzug —- Pickerl-Abzocke: So werden Autofahrer abkassiert

Das Geschäft mit dem Pickerl! Seit 20. Mai gilt eine gesetzliche Novelle, die von manchen Werkstätten leider auch ungeniert ausgenutzt wird. Wird bei der Begutachtung ein schwerer Mangel mit „Gefahr im Verzug“ festgestellt, ist das Kennzeichen schnell „in Gefahr“. Wie schnell das geht, beweist folgende Geschichte.

Die Familie auf Urlaub, daher wollte die Schwiegermutter den Abwesenden einen Gefallen tun. Sie stellte das Auto, das zu dem Zeitpunkt ein Pickerl brauchte, zu einer Werkstatt an den östlichen Stadtrand von Graz. Nach der ersten Überprüfung erreichte die Urlauber dann folgender Anruf: „Das Auto ist ziemlich kaputt und bekommt kein Pickerl. Alleine die Teile kommen auf 800 Euro. Mit der Arbeitszeit sind um die 1200 Euro fällig.“ Im sonnigen Süden wurde überlegt: Ein servicegepflegter Wagen, der sechs Jahre alt ist und gerade einmal 55.000 Kilometer am Buckel hat, kann doch plötzlich nicht derartig lädiert sein.

Daher wurde eine Woche später besagter Wagen zu einer anderen Werkstatt gebracht, und – oh Wunder -, das Gutachten verlief positiv und kostete in Summe 260 Euro. Die Frage, warum für die andere Werkstätte „Gefahr im Verzug“ war, wurde mit einem Schmunzeln quittiert: „Austauschen kann ich auch das halbe Auto, notwendig ist es aber nicht.“

Polizei vor der Tür
Eigentlich wäre schon dieser Wucher einen Bericht wert, doch für die steirische Familie kam es noch schlimmer: Drei Wochen später standen nämlich drei Grazer Polizisten vor ihrer Türe. Das Negativgutachten wurde zwar an die zuständige Behörde geschickt, nicht aber der positive Bescheid. Dieses unangenehme Thema war nach einem kurzen Anruf des Beamten aber vom Tisch. „Alles okay, das positive Gutachten liegt bei uns auf. Der Fall ist erledigt.“ Nachsatz: „Sie sind alleine in dieser Woche der dritte Lenker, den wir besucht haben.“

In der Zwickmühle
Mit der neuen Gesetzeslage beim Kfz-Gutachten ist es Werkstätten seit 20. Mai gestattet, ganz schnell „Gefahr im Verzug“ zu vermelden. Und damit ist jeder steirische Lenker sofort in der Zwickmühle: Denn sobald dieser Vermerk im Gutachten steht, darf man den Pkw nicht mehr bewegen und muss ihn kostspielig abtransportieren lassen. Doch wer tut sich schon diesen Aufwand an? Für viele Autofahrer ist es einfacher, die verlangten Reparaturen gleich bei der Werkstatt zu erledigen. „Genau so funktioniert die neue Pickerl-Abzocke“, warnen Verkehrs-Experten vor unseriösen Anbietern.

Quelle https://www.krone.at/1765184

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