Wir erklären Ihnen, wie Sie mit dem Anonymisierungsdienst „Tor“ und der App „Orbot“ der Datensammelwut neugieriger Webseitenbetreiber ein Schnippchen schlagen.
Beim Surfen im Internet hinterlassen Sie Spuren: Webdienste speichern Informationen über Sie in Cookies, und je mehr Sie den Dienst eines Anbieters verwenden, desto exakter wird sein Bild von Ihnen. Ein Beispiel dafür ist Amazon : Der Internetriese schlägt Ihnen Artikel basierend auf vorherigen Suchen vor. Ihr Kaufverhalten, aber auch Ihre Produktrecherche wird mitgeschnitten und analysiert. So erhalten Sie Kaufvorschläge für Produkte, die Sie auf einer anderen Seite gesucht haben. Auch beim sogenannten Dynamic-Pricing kann die Datensammelwut der Webdienste nachteilig für Sie sein. So passt sich der Produktpreis der Nachfrage an: Dies kann dazu führen, dass Sie am Ende einen höheren Preis bezahlen.
Ein weiterer Verräter ist Ihre IP-Adresse. Sie wird automatisch beim Surfen genannt, damit der Server mit der Webseite weiß, wohin er seine Daten schicken soll. Das ist notwendig, aber über die IP-Adresse kann jeder zumindest Ihren ungefähren Standort herausfinden.
Android: Privatsphäre in fünf Schritten schützen
Zwar haben alle gängigen Internetbrowser eine sogenannte Private-Browsing-Funktion – dass Sie mit dieser aber keine Spuren im Internet hinterlassen, ist ein Trugschluss. Lediglich auf Ihrem Smartphone kann niemand anschließend nachvollziehen, auf welchen Webseiten Sie gesurft haben, denn der Browserverlauf sowie die Cookies werden automatisch gelöscht.
Anonym surfen mit Tor
Anonymisierungsdienste verhindern, dass die eigenen Internetaktivitäten ausgespäht werden können. Sehr beliebt ist das Anonymisierungsnetzwerk „ Tor “: „Tor“ steht für „The Onion Router“, zu Deutsch „Der Zwiebel-Router“. Der kurios wirkende Titel erklärt sich, wenn man sich das Funktionsprinzip vor Augen führt: Um seine Herkunft zu verschleiern, schickt Tor jedes Datenpaket über verschiedene, zufällig ausgewählte Rechner (Nodes), bevor es dann über einen Endknoten (Exit Node) ins offene Internet übergeben wird. Ihre IP-Spur wird also über verschiedene Anonymisierungsserver umgeleitet. Damit die Daten auf keinem der beteiligten Tor-Rechner mitgelesen werden können, sind sie verschlüsselt. Es handelt sich dabei um eine mehrfache Verschlüsselung im Zwiebelschalenprinzip: Jeder der am Transport beteiligten Nodes entschlüsselt dabei eine Schicht. Dadurch sieht das Paket, das beim Node ankommt, für Lauscher anders aus als das, welches der Node weitersendet.
Selbstverständlich sollte klar sein, dass Sie sich nicht bei Facebook oder anderen sozialen Netzwerken oder Ihrem E-Mail-Account anmelden sollten, während Sie mit Tor surfen, sonst ist es mit der Anonymität schnell vorbei.
Tor unter Android nutzen
Um mit Ihrem Smartphone anonym im Internet zu surfen, benötigen Sie die kostenlose Proxy-App „ Orbot “ des Anbieters Guardianproject, die Sie im Google Play Store finden. Orbot nutzt das Tor-Netzwerk um Ihre Spuren im Internet zu verwischen, und lässt sich mit diversen verschiedenen Apps nutzen.
Innerhalb der Orbot-App finden Sie außerdem Weiterleitungen zum Download weiterer kompatibler Apps wie des Messengers Chatsecure, der Suchanwendung Duduckgo und Twitter. Ihren Datenverkehr können Sie ohne Root-Rechte auf Ihrem Smartphone leider nicht schützen.
Tipp: Anonym surfen – diese Tipps schützen Sie im Internet
Nur mit der Installation der App ist es noch nicht getan. Damit Sie wirklich anonym surfen können, müssen Sie Orbot richtig konfigurieren. Um die Sprache in Deutsch zu ändern, tippen Sie oben rechts auf die Schieberegler und öffnen so die Einstellungen. Unter „General“ ist der Punkt „Languages“ angelegt. Wählen Sie hier „Deutsch“ aus. Gehen Sie zurück zu den Einstellungen, und scrollen Sie anschließend zu „Transparente Vermittlung (benötigt Root-Rechte)“. Hier finden Sie die Option „Anfrage auf Root-Zugriff“. Setzen Sie hier einen Haken. Es öffnet sich ein Fenster, in dem Ihnen die App eine „Superuser-Anfrage“ stellt. Bestätigen Sie diese mit „Erlauben“. Anschließend berühren Sie etwas weiter unten die Funktion „Anwendungen auswählen“. Entscheiden Sie sich nun für die Apps, für die der Datenverkehr durch Tor geleitet werden soll. Um Tor anschließend zu starten, tippen Sie auf das Tor-Logo und halten es kurz gedrückt. Wollen Sie die anonymisierte Verbindung beenden, müssen Sie den Vorgang wiederholen.
Tor-Identität wechseln: Um Ihre Spuren im Web noch besser zu anonymisieren, starten Sie Orbot. Nun wischen Sie über den Aktivierungsbutton in der Mitte des Bildschirms. Er sollte sich nun um seine eigene Achse drehen. Dabei verändern Sie die Tor-Identität, wodurch sich Ihre ID-Adresse, mit der Sie sich im Netz bewegen, ändert.
Nachteil beim Surfen mit Tor
Zwar schützen Sie Ihre Privatsphäre, wenn Sie über das Tor-Netzwerk surfen. Allerdings müssen Sie mit schwächelnder Performance rechnen. Die Downloadgeschwindigkeit ist geringer als beim Surfen im Normalbetrieb, denn schon eine überlastete Zwischenstation kann wie eine Bremse wirken. Eine schnellere Alternative sind VPN-Tools.
Quelle.https://www.pcwelt.de