Klassisches Sparen wird 2018 und wohl auch 2019 ein Verlustgeschäft bleiben.
2018 und wahrscheinlich auch 2019 werden Sparprodukte noch komplett zinslos bleiben. Am Konto oder am Sparbuch sollte daher nur das tatsächlich benötigte Geld geparkt werden.
Nullzinsen sind in Zentraleuropa mittlerweile Normalität. Institutionelle Anleger müssen auf Guthaben sogar seit einiger Zeit negative Zinsen zahlen. Der Euribor hat sich dem Einlagenzinssatz der Europäischen Notenbank (aktuell bei minus 0,40 Prozent) angenähert. Banken, die in diesem Umfeld noch mit Zinsen von 0,5 Prozent oder gar darüber um Privatkunden buhlen, zahlen dafür einen hohen „Kreditaufschlag“.
Viele Anleger meinen, dass es nach dem Durchtauchen des Zinstiefs wieder interessantere Sparkonditionen geben wird. Für das Sparbuch spricht auch die frei verfügbare Liquidität – egal ob er diese auch benötigt wird oder nicht. Für eine Änderung spricht die Entwicklung in den USA, wo die Federal Reserve Bank die Leitzinsen bereits mehrmals angehoben hat, was auch die verschiedenen Libor-Zinssätze, die US-Interbanken-Zinssätze steigen ließ.
Keine Zinsänderung absehbar
Kurzfristig erwartet Felix Düregger, Direktor Asset Management der Schoellerbank in Europa jedoch keine Zinsänderung, denn in den USA erfolgte der erste Anstieg gut ein Jahr nach dem Ende des US-Anleihen-Ankaufsprogramms, beziehungsweise zweieinhalb Jahre nach der ersten Ankündigung des Ausstiegs aus den „liquiditätsfördernden Maßnahmen“. Düregger: „Legt man diese Verzögerungen als Maßstab für Europa an, dann ergäben sich steigende Leitzinsen frühestens Anfang 2020.“
Ein anderer aufschlussreicher Blick ist für den Schoellerbank-Direktor der an die Terminmärkte. Dort werden Erwartungen gehandelt, unabhängig davon wo der zu Grunde liegende Wert aktuell notiert. Auch dieser Blick zeigt momentan einen Übergang hin zu positiven Zinsen zum Jahreswechsel 2019/2020 anhand der Dezember 2019- beziehungsweise der März 2020-Kontrakte der Euribor-Futures. Düregger: „Für Sparer bedeutet das, dass die Zinsen entgegen ihrer Erwartungen tatsächlich noch länger niedrig bleiben. Auch noch die viel zu niedrige Inflation und die besorgte Einschätzung der eigentlich wieder guten Konjunktur sorgt noch für ein längeres Nullzinsumfeld. Wer also den Kopf nicht in den Sand steckt, muss erkennen: ein Ende der Eiszeit am Sparbuch ist für Privatanleger noch lange nicht in Sicht.“
Alternativen
Viele größere Betriebe betreiben ein aktives „Treasury“, mit kurzfristigen und langfristigen Veranlagungen und unterschiedlichen Zielsetzungen:
- Kurzfristige Liquidität muss schnell und ohne Kosten zugänglich sein. Sie wirft dafür wenn überhaupt nur geringe Erträge ab.
- Langfristig gebundenes Kapital hingegen kann bei unvorhersehbar rascher Liquidierung Kosten verursa-hen. Die langfristigen Ertragsaussichten kompensieren aber diesen Nachteil der geringeren Liquidität.
En ähnliches Vorgehen raten die Asset Manager der Schoellerbank auch den unzufriedenen Sparern. Die sollten sichn fragen:
- Liquidität In welcher Höhe ist es notwendig, Sparguthaben zur Erhaltung Liquidität bereitzuhalten und damit aber auch von der Inflation, Steuern und Gebühren anknabbern und damit abschmelzen lassen?
- Alternativen Kann man Teile des Vermögens geistig in den Topf „Haltedauer mittelfristig – dafür ertragreicher“ stecken?
- Alternativen zum Sparbuch gibt es auch im Niedrigzinsumfeld viele: Inflationsanleihen, Fremdwährungsanleihen oder Qualitätsaktien – je nach Risikobereitschaft. Nur der Teil des Vermögens, der als Liquidität verfügbar sein muss, sollte auch in de-facto verlustbringende Sparbüchern geparkt werden.
Quelle. https://www.trend.at