Das AMS wollte Wiener Arbeitssuchende nach Oberösterreich vermitteln, wo dringend Fachkräfte gesucht werden. Doch von Dutzenden Bewerbern wurden nur zwei eingestellt.
Die Arbeitslosigkeit ist mit rund 13,5 Prozent in Wien mehr als doppelt so hoch wie in Oberösterreich. Dort wird hingegen von den Betrieben händeringend nach mittlerweile 30.000 Fachkräften gesucht. Die Lösung scheint in der Theorie simpel: Wiener Arbeitssuchende sollen Stellen in Oberösterreich vermittelt bekommen. Die Praxis gestaltet sich aber schwieriger als erwartet.
Im Oktober 2018 startete das AMS einen ersten Versuch – mit enttäuschendem Resultat. Dabei hatte man viel Mühe in die Aktion gesteckt: Aus 900 Jobsuchenden wurden von AMS und dem Ausbildungsinstitut BFI nach einer zweitägigen Infoveranstaltung und dreiwöchigem Bewerbungstraining rund 40 Fachkräfte ausgewählt. Mit dem Bus wurden diese nach Oberösterreich gebracht.
In drei Betrieben in Pasching, Hörsching und dem Bezirk Braunau konnten sich Personalverantwortliche und Arbeitssuchende gegenseitig beschnuppern. Weil sich manche gleich für mehrere Stellen interessierten, wurden insgesamt 66 Bewerbungen verfasst. Doch daraus resultierten nur 19 Jobinterviews. In Folge wurden überhaupt nur zwei Bewerber eingestellt. Dabei hätte es genug offene Stellen in den Betrieben gegeben. Das berichtet „Der Standard“ am Dienstag.
Ursache: Migrationshintergrund?
„Uns ist unklar, warum so wenige ein Jobangebot bekommen haben“, wird BFI-Geschäftsführer Christian Nowak zitiert. Alle hätten gut Deutsch gesprochen, seien qualifiziert und motiviert gewesen.
Was aber sind dann die Gründe für diese miese Erfolgsquote? Auch beim AMS ist man enttäuscht über den Ausgang dieses Pilotprojektes. In einem internen Bericht soll dazu vermerkt sein, dass „Unternehmen besser auf die Personengruppe vorbereitet“ werden müssten, die aus Wien geschickt werden.
Insider sollen zudem „den Eindruck“ gehabt haben, dass der Migrationshintergrund der Bewerber ein Grund für die hohe Ablehnungsrate ist. Denn: In Wien sind rund 60 Prozent der Arbeitsuchenden Zuwanderer, oder stammen von solchen ab. Ein viel höherer Anteil als in Oberösterreich.
Falsche Erwartungshaltung
„Es gibt in Wien so viele Arbeitslose, weshalb der Wiener Franzi nach Tirol gehen müsste. Wir aber schicken nicht den Franzi, sondern den Wiener Ali“, beschreibt AMS-Wien-Chefin Petra Draxl laut „Standard“ die Erwartungshaltung im Westen. Die dortigen Unternehme wüssten nicht, wer die Wiener Arbeitslosen seien und würden deshalb glauben, man würde ihnen die echten Wiener vorenthalten.
Trotz der mageren Erfolgsquote hat sich der Versuch finanziell ausgezahlt, wie die Involvierten betonen. Die Kosten von rund 12.000 Euro für das AMS würden die beiden Neu-Angestellten rasch über Steuern und Versicherungsbeiträge ins System zurückspeisen. Eine zweite Runde mit vier anderen Unternehmen und teils neuen Bewerbern, darunter 17 der früheren Gruppe, verlief dem Bericht zufolge erfolgreicher. Demnach hätte es da sechs Jobzusagen gegeben. Laut AMS seien diesmal alle Beteiligten besser aufeinander vorbereitet gewesen.
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