Neue Brennstoffzelle– Wie Toyota den Wasserstoff doch noch massentauglich machen will
Ein Wasserstoff-Auto ist sauber, aber noch zu teuer. Die nächste Generation der Brennstoffzelle soll dem Antrieb zum Durchbruch verhelfen.
Toyota CityBis ein Wasserstoff-Auto günstig genug für den Massenmarkt ist, fahren längst alle ein Elektroauto mit Batterie. Das sagen nicht nur Marktforscher, auch Tesla-Chef Elon Musk brandmarkte die Brennstoffzelle als eine „unglaublich dumme Idee“.
Doch Toyota, immerhin einer der größten Autokonzerne der Welt, will alle Wasserstoff-Kritiker widerlegen. Schon in den kommenden Jahren wollen die Japaner massentaugliche Modelle mit Brennstoffzelle auf den Markt bringen. Dazu wollen die Japaner ihre Investments in die Brennstoffzelle verdoppeln, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Das Ziel: Ein Wasserstoffantrieb, der weniger kostet als bislang und noch mehr leistet.
Schon heute gehört Toyota zu den wenigen Herstellern, die mit dem Mirai ein serienreifes Brennstoffzellenauto im Angebot haben. Doch mit einem Preis von 78.500 Euro beziehungsweise einer Leasingrate von 1220 Euro im Monat war der Mirai bisher nicht konkurrenzfähig. Weniger als 6000 wurden weltweit verkauft. Comeback von WasserstoffDie vergessene Alternative
Bislang werden die wenigen Modellen noch von Hand gebaut. So können im Schnitt gerade einmal 6,5 Wasserstoff-Autos pro Tag produziert werden. Zum Vergleich: Alleine in Japan fertigt Toyota 13.400 Autos pro Tag.
Das soll sich ändern: Mit der Neuauflage des Mirai, die wohl Anfang des kommenden Jahrzehnts auf den Markt kommen wird, soll auch der Preis massiv sinken. „Wir werden von einer begrenzten Produktion in die Massenproduktion übergehen, den Einsatz teurer Materialien wie Platin reduzieren und das System kleiner und leistungsfähiger machen“, verspricht Yoshikazu Tanaka, Chefingenieur des Mirai.
Das ist auch dringend nötig: Nach Schätzungen der Analysten von Strategic Analysis kostet allein der Wasserstoff-Antrieb Toyota 11.000 Dollar pro Fahrzeug – und damit deutlich mehr als jeder Verbrenner.
„Es wird schwer für Toyota, die Kosten für Brennstoffzellen-Fahrzeuge zu senken, so lange man nur den Mirai produziert”, zitiert Reuters einen nicht näher genannten Unternehmensinsider. Doch an der Lösung dieses Problems soll Toyota schon arbeiten. Neben der Wasserstoff-Limousine sollen ab 2025 etliche neue Modelle mit Brennstoffzelle auf den Markt kommen, heißt es aus Unternehmenskreisen: ein SUV, ein Pick-up und Nutzfahrzeuge.
Offiziell hält sich der Autobauer zu seinen konkreten Produktplänen bedeckt. Aber erste Prototypen von kleinen Auslieferungsfahrzeugen und Lkws teste das Unternehmen bereits auf der Straße, schreibt Reuters. „Wir werden für unsere Wasserstoff-Lkws so viele Teile unserer existierenden Brennstoffzellen-Autos nutzen wie möglich“, sagt Ikuo Ota, der bei Toyota die strategischen Pläne für die Wasserstoff-Offensive verantwortet. „Sonst würden wir nicht von den Vorteilen der Massenproduktion profitieren.“
Der künftige Mirai soll nicht nur günstiger, sondern auch besser werden. Die Reichweite des Modells soll von 500 auf bis zu 750 Kilometer steigen. Schon 2025 könnte das Wasserstoffmodell die 1000-Kilometer-Marke knacken. Bis 2020 will Toyota die jährlichen Verkäufe von Wasserstofffahrzeuge damit auf 30.000 Fahrzeuge verzehnfachen. So würden auch die Kosten für den Antrieb auf 8000 Dollar pro Auto sinken, schätzen Analysten.
Um den Wasserstoff zu speichern und in Energie umzuwandeln, sind derzeit noch teure Werkstoffe nötig: Neben Platin auch Titan und Carbon. „Uns ist es aber gelungen, den Platinanteil in der Brennstoffzelle um 10 bis 20 Prozent zu senken – bei gleicher Leistungsfähigkeit“, sagt Eri Ichikawa, Brennstoffzellen-Entwickler bei Cataler, einem Toyota-Zulieferer. Allein das könnte die Kosten um 300 Dollar pro Fahrzeug senken.
n ihrem Glauben an den Wasserstoffantrieb beweisen die Japaner einen langen Atem. Bereits seit Anfang der 1990er-Jahre forschen sie an der Entwicklung serienreifer Fahrzeuge mit Brennstoffzelle.
Anders als Toyota glauben Marktforscher allerdings nicht an einen raschen Durchbruch. LMC Automotive sagt voraus, dass der Anteil von Wasserstoff-Autos an den weltweiten Verkäufen selbst im Jahr 2027 bei mageren 0,2 Prozent liegen wird. Elektroautos mit Batterie sollen dann schon 11,7 Prozent der Verkäufe ausmachen.
Toyota hofft dagegen, dass auch Länder wie China die Vorteile der Technologie erkennen – und diese strategisch fördern könnten. Es wäre nicht das erste Mal, dass Toyota sich mit einer Technologie durchsetzt, an die niemand geglaubt hat. Auch dem Hybrid traute niemand zu, in der Massenproduktion konkurrenzfähig zu sein. Heute ist Toyota die führende Marke bei Hybridantrieben, während Konkurrenten wie VW mit der Dieselkrise zu kämpfen haben .
https://derstandard.at/2000087486638/Weltweit-erste-Wasserstoff-Zuege-fahren-im-deutschen-Nahverkehr