29.03.2019
Thomas von Unwerth leitet an der TU Chemnitz den Lehrstuhl für Alternative Fahrzeugantriebe. In einem Interview hat der Professor über die Entwicklung der Batterie-Technik, seine Erwartungen für die Elektromobilität und die Vorteile der Brennstoffzelle gesprochen.
Unwerth geht von weiteren Verbesserungen der Batterie-Leistung aus, zu großen Sprüngen wird es seiner Ansicht nach aber nicht mehr kommen. „Es gibt sicher noch Entwicklungspotenzial, aber nicht mehr in dem Maße wie vor zehn Jahren“, sagte er im Gespräch mit der Freien Presse. Die Energiedichte werde im nächsten Jahrzehnt „vielleicht noch aufs Doppelte zu trimmen sein, aber eben nicht mehr viel weiter“. Für große Reichweiten bei geringen Ladezeiten reiche dies nicht aus.
Zwar seien bereits heute Elektroautos mit mehreren Hundert Kilometern Reichweite möglich – Hersteller wie etwa Tesla müssten dazu aber große, schwere Energiespeicher mit hohem Verbrauch einsetzen. Um die Batterien so schnell wie einen Verbrenner zu „tanken“, sei eine hohe Leistung im Megawattbereich nötig, erklärte Unwerth. Hinzu komme, dass Batterien sehr hohe Ladeleistungen „nicht allzu oft mögen, dann altern sie sehr schnell“. Während des Ladens sei zudem eine starke Kühlung erforderlich. Man werde daher immer mit einer längeren Ladezeit leben müssen.
„Für den Alltagsgebrauch der breiten Masse – wir reden über 1,3 Milliarden Autos weltweit – ist das nicht tauglich“, so Unwerth weiter. Es gebe jedoch Anwendungsfälle, „wo das Batterieauto absolut Berechtigung hat“. Dies sei etwa für Käufer der Fall, die ein eigenes Haus besitzen mit einer Garage und einer Anschlussmöglichkeit für das Ladekabel.
Brennstoffzelle auch für Pkw geeignet
Eine interessante Alternative zu exklusiv mit einer Batterie betriebenen Elektrofahrzeugen ist laut Unwerth die Brennstoffzelle. Entsprechende Systeme, die mit Hilfe von Wasserstoff Energie für den E-Antrieb erzeugen, werden sich seiner Meinung nach nicht nur bei Nutzfahrzeugen, sondern auch im Pkw-Markt durchsetzen.
Dank Entwicklungsfortschritten gebe es heute Brennstoffzellen-Lösungen, die nicht mehr größer sind als ein Vierzylinder-Verbrennungsmotor. „Und die sind alltagstauglich“, sagte Unwerth. Bis entsprechend ausgerüstete Fahrzeuge in die Serienproduktion gehen können, sei allerdings noch mehr Arbeit nötig. Der frühere Volkswagen-Entwicklungsingenieur für Brennstoffzellen geht davon aus, dass der Dieselskandal der alternativen Antriebsart nun einen weiteren Schwung verleihen wird.
Kritiker von Wasserstoff-Stromern argumentieren, dass batterieelektrische Autos deutlich effizienter arbeiten. Dazu Unwerth: „Grün fährt nur, wer auch grünen Strom lädt. Grün ist übrigens auch der Wasserstoff, der mit Strom aus einer Fotovoltaikanlage erzeugt wird.“ Die entscheidenden Vorteile von Brennstoffzellen-Systemen seien die höhere Energiedichte von Wasserstoff und die Möglichkeit zum Auffrischen der Tanks in wenigen Minuten. Ein Nachteil sei der schlechte Wirkungsgrad – ein wichtiges, „aber nicht das allein entscheidende Bewertungskriterium“.
Mit Blick auf die mangelnde Infrastruktur für Wasserstoff-Autos sagte Unwerth, dass sich diese an bestehenden Tankstellen errichten lasse. Das könne vergleichsweise einfach und für große Stückzahlen „sogar recht kostengünstig“ realisiert werden. Bei Ladesäulen für Elektroautos sei dies nicht der Fall, da es in vielen Städten an Platz mangele und hohe Kosten für die Technik anfielen.