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Heimtückische Gefahr K.-o.-Tropfen: Nach Blackout kommt die Unsicherheit

30. Oktober 2019

Heimtückische Gefahr K.-o.-Tropfen: Nach Blackout kommt die Unsicherheit

LINZ. 15 Vergewaltigungs- und Raubopfer im Vorjahr, Tendenz steigend – Wie man sich schützt.

Es war einer dieser seltenen Abende, an denen Silke *) ohne ihren Mann ausging. Mit den Freundinnen wollte die Mittzwanzigerin ein paar Stunden in der Landdisco nahe ihres Heimatortes verbringen. So wie früher. Die Stimmung war ausgelassen, als plötzlich dieser Fremde vor ihr stand, in den Händen zwei Getränke. – Und dann war da der Filmriss.

Als Silke dann wieder aufwachte, wusste sie weder, wie sie hierher, auf diesen Parkplatz, gekommen ist, geschweige denn, was in den letzten Stunden passiert ist. Alleine die zerrissene Kleidung sowie die Schmerzen im Unterleib ließen vermuten, dass etwas Schreckliches passiert ist.

„Opfer, denen K.-o.-Tropfen verabreicht wurden, haben ein Blackout. Sie sind längere Zeit bewusstlos“, sagt Wolfgang Dirisamer, Leiter des Bereichs Sexualdelikte beim Landeskriminalamt. „Am nächsten Tag fühlen sich Opfer wie nach einem zehnfachen Rausch „, sagt Susanne Wiesmayr, Geschäftsführerin des autonomen Frauenzentrums in Linz, wo pro Jahr rund zehn Frauen nach derartigen Vorfällen Hilfe suchen.

Auch Männer unter Opfern

Österreichweit wurden laut Bundeskriminalamt (BKA) im Vorjahr 153 Personen durch Knockout-Tropfen betäubt, 15 davon in Oberösterreich, Tendenz steigend (s. Grafik). Die Täter, sagt Dirisamer, verabreichen ihren Opfern die heimtückische Chemikalie, die binnen weniger Minuten wirkt, aus zwei Gründen: Raub oder Vergewaltigung. Wobei sexuelle Übergriffe deutlich überwiegen, wie die BKA-Statistik zeigt. In Oberösterreich wurden im Vorjahr zwei Raubüberfälle angezeigt, bei denen K.-o.-Tropfen im Spiel waren. Dazu kamen 13 Vergewaltigungsopfer – acht Frauen und fünf Männer –, die zuvor von ihren Peinigern betäubt worden sind.

Silke ist eines von wenigen Opfern, die den Vorfall zur Anzeige brachten. Die Dunkelziffer ist kaum abschätzbar, dürfte aber viel höher sein. Weil viele Opfer Erinnerungslücken, Schuldgefühle und Angst haben, dass ihnen nicht geglaubt wird. Hinzu kommt das Wissen, dass die Chance, den Täter zu finden, gering ist.

Dabei, sagt Dirisamer, ist eine rasche Anzeige Voraussetzung für Ermittlungen. „Bei jedem Sexualdelikt heißt es: Je früher die Anzeige, desto besser stehen die Chancen, den Täter zu finden.“ Werde zu lange gewartet, „verschwindet die Beweislage“, sagt er.

LINZ. 15 Vergewaltigungs- und Raubopfer im Vorjahr, Tendenz steigend – Wie man sich schützt.

Es war einer dieser seltenen Abende, an denen Silke *) ohne ihren Mann ausging. Mit den Freundinnen wollte die Mittzwanzigerin ein paar Stunden in der Landdisco nahe ihres Heimatortes verbringen. So wie früher. Die Stimmung war ausgelassen, als plötzlich dieser Fremde vor ihr stand, in den Händen zwei Getränke. – Und dann war da der Filmriss.

Als Silke dann wieder aufwachte, wusste sie weder, wie sie hierher, auf diesen Parkplatz, gekommen ist, geschweige denn, was in den letzten Stunden passiert ist. Alleine die zerrissene Kleidung sowie die Schmerzen im Unterleib ließen vermuten, dass etwas Schreckliches passiert ist.

„Opfer, denen K.-o.-Tropfen verabreicht wurden, haben ein Blackout. Sie sind längere Zeit bewusstlos“, sagt Wolfgang Dirisamer, Leiter des Bereichs Sexualdelikte beim Landeskriminalamt. „Am nächsten Tag fühlen sich Opfer wie nach einem zehnfachen Rausch „, sagt Susanne Wiesmayr, Geschäftsführerin des autonomen Frauenzentrums in Linz, wo pro Jahr rund zehn Frauen nach derartigen Vorfällen Hilfe suchen.

Zunehmender Einsatz von K.o.-Tropfen

Auch Männer unter Opfern

Österreichweit wurden laut Bundeskriminalamt (BKA) im Vorjahr 153 Personen durch Knockout-Tropfen betäubt, 15 davon in Oberösterreich, Tendenz steigend (s. Grafik). Die Täter, sagt Dirisamer, verabreichen ihren Opfern die heimtückische Chemikalie, die binnen weniger Minuten wirkt, aus zwei Gründen: Raub oder Vergewaltigung. Wobei sexuelle Übergriffe deutlich überwiegen, wie die BKA-Statistik zeigt. In Oberösterreich wurden im Vorjahr zwei Raubüberfälle angezeigt, bei denen K.-o.-Tropfen im Spiel waren. Dazu kamen 13 Vergewaltigungsopfer – acht Frauen und fünf Männer –, die zuvor von ihren Peinigern betäubt worden sind.

Silke ist eines von wenigen Opfern, die den Vorfall zur Anzeige brachten. Die Dunkelziffer ist kaum abschätzbar, dürfte aber viel höher sein. Weil viele Opfer Erinnerungslücken, Schuldgefühle und Angst haben, dass ihnen nicht geglaubt wird. Hinzu kommt das Wissen, dass die Chance, den Täter zu finden, gering ist.

Dabei, sagt Dirisamer, ist eine rasche Anzeige Voraussetzung für Ermittlungen. „Bei jedem Sexualdelikt heißt es: Je früher die Anzeige, desto besser stehen die Chancen, den Täter zu finden.“ Werde zu lange gewartet, „verschwindet die Beweislage“, sagt er.

Problematisch ist auch, dass die Substanzen nur schwer und nur kurze Zeit nachweisbar sind. „Ab dem Zeitpunkt, wenn das Opfer munter wird“, sagt Dirisamer, „läuft die Zeit“. Die Substanzen – verwendet wird etwa Gamma-Hydroxy-Buttersäure, ein simpler Felgenreiniger – seien im Urin zwölf Stunden lang nachweisbar, im Blut überhaupt nur acht Stunden.

„Das oberste Gebot ist daher, sich sofort im Spital untersuchen und Spuren sichern zu lassen“, sagt der Kriminalist. Um auch möglichst viele Beweise eines sexuellen Übergriffes sichern zu können, sollte zunächst nicht geduscht und die getragene Kleidung aufbewahrt werden. Denn ohne Beweise sei eine Anzeige kaum zielführend. Doch diese sei für das Opfer immens wichtig: „Sonst tragen sie das Erlebte immer mit sich herum.“

Für Wiesmayr hingegen ist es primär wichtig, die Wünsche des Opfers zu respektieren. Auch wenn dadurch wertvolle Zeit vergehe, sollte ein Opfer nicht zur Anzeige gedrängt werden. „Sonst kommt dies einem doppelten Missbrauch gleich.“ Eltern sollten ihren Kindern in jedem Fall vermitteln: „Du kannst mir alles erzählen, du musst aber nicht.“ Gerade bei sexuellen Übergriffen brauche es Zeit, bis sich das Opfer selbst eingestehe, was passiert ist. „Dazu kommen noch Angst und Schamgefühle, die sie oft ihren Eltern nicht zumuten wollen.“

Zwei-Jahres-Frist

Grundsätzlich haben Betroffene Zeit, den Vorfall anzuzeigen. Die Spuren werden nach der Abnahme in den Krankenhäusern der OÖG (Anm. OÖ Gesundheitsholding, vormals Gespag, mit Standorten in Linz, Kepler Uni-Klinik, Steyr, in Vöcklabruck das Salzkammergut Klinikum, Freistadt, Rohrbach und Schärding), an die Gerichtsmedizin übermittelt und ab diesem Zeitpunkt zwei Jahre lang aufbewahrt. „Wenn ein Opfer glaubt, so weit gestärkt zu sein, kann dann Anzeige erstattet werden“, sagt Dirisamer!an die Gerichtsmedizin übermittelt. Ab diesem Zeitpunkt werden sie insgesamt zwei Jahre lang aufbewahrt.

Quelle https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/heimtueckische-gefahr-k-o-tropfen-nach-blackout-kommt-die-unsicherheit;art4,3180751

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