14/02/2018
WENN MAN PLÖTZLICH KEIN ZU HAUSE MEHR HAT
„Wer auf der Straße lebt ist selbst schuld. Und speziell in Österreich muss man ja wirklich nicht auf der Straße landen, außer man nimmt Drogen oder ist alkoholabhängig. Weil wie kann es sonst passieren, dass man so kompromisslos durch unser soziales Netz rasselt? So etwas könnte mir nie passieren“.
Tatsache ist, es kann. Denn es geht viel schneller, als man denkt.
Menschen kommen durch Konkurs, unverschuldete Liqiditätsengpässe, Arbeitslosigkeit, Scheidung oder Krankheit in eine kurzfristige Schieflage, können die Miete nicht mehr bezahlen und finden sich bereits in kurzer Zeit ohne Dach über dem Kopf wieder. Es geht hier täglich um Dutzende Personen, die aus der Mitte der Gesellschaft delogiert werden.
Offensichtlich ist: Niemand lebt freiwillig auf der Straße. Ist man jedoch einmal dort, dann beginnt der Teufelskreis. Ohne Wohnung gibt es keinen Job und ohne Job keine Wohnung.
Obdachlosigkeit hat viele Gesichter
In der Stadt Wien nutzen ca. 10.000 Menschen unterschiedliche Einrichtungen der Obdach-und Wohnungslosenhilfe. Knapp 1.200 Menschen leben in Wien auf der Straße.
Als obdachlos gilt, wer kein Dach über dem Kopf hat und in Parks, WC-Anlagen oder Abbruchhäusern bzw. in einem Notquartier übernachtet. Die Anzahl jener, die bei Bekannten mitwohnen, billige Pensionszimmer mieten oder extrem schwierige Lebensbedingungen ertragen, um nicht auf der Straße zu landen, ist jedoch wesentlich größer. Vor allem Jugendliche und Frauen sind von dieser sogenannten verdeckten Wohnungslosigkeit betroffen.
Die Gruft ist wohl Wiens bekannteste Caritas-Einrichtung für obdachlose Frauen und Männer. Sie bietet erwachsenen Menschen, die auf der Straße stehen an 365 Tage im Jahr einen sicheren Zufluchtsort. Allein im Vorjahr gab die Gruft 118.327 warme Mahlzeiten an Menschen aus, denen das Geld oft für das Nötigste fehlt.
„Wenn die Temperatur sinkt, steigt der Druck auf obdachlose Menschen“ so Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas der Erzdiözese Wien. „Das Ziel, das wir mit möglichst vielen Wienerinnen und Wienern erreichen wollen ist klar: Kein Mensch soll auf den Wiener Straßen erfrieren!“.