24. September 2014
Arbeitslosigkeit über 50 kann krank machen
An der Jobsuche können Menschen jenseits der 50 verzweifeln.
Dass permanente Überlastung im Beruf Menschen manchmal ins Burnout treibt, ist allgemein bekannt. Doch auch wer seinen Job plötzlich los ist, kann dadurch seine Gesundheit verlieren.
Mit 50 ist plötzlich der Job weg. Den Betroffenen überfluten Gefühle wie Ratlosigkeit, Wut oder Enttäuschung. Das Ausscheiden aus einer Firma fällt vor allem den Menschen schwer, die stark durch eine hohe Attraktivität des ausgeübten Berufes verankert waren und die durch den Job einen gewissen gesellschaftlichen Status innehatten. Häufig sind Ich-Identität, Selbstwertgefühl und erbrachte berufliche Leistung eng miteinander verknüpft. „Unerkannt und unbehandelt können diese Probleme schnell in eine Depression münden – gerade, wenn die sozialen Kontakte außerhalb des Arbeitslebens sehr gering sind oder ein starkes familiäres Umfeld zum Auffangen fehlt“, sagt Arnold Husar, Leiter der Klinischen Psychologie in der Linzer Landesnervenklinik Wagner-Jauregg.
Geld ist der Schlüssel
„Menschen, die länger arbeitslos sind, drohen zu verarmen. Geld ist der Schlüssel“, sagt Elisabeth Mair-Lengauer, Leiterin der Klinischen Sozialarbeit im Wagner-Jauregg. Massiv leiden Männer mit Migrationshintergrund, die ihrer Rolle als Ernährer nicht mehr nachkommen. Oft sind arbeitslose Menschen auch sozial isoliert, weil sie sich schämen und sich nichts mehr leisten können.
„Ein Trauerprozess mit den dazugehörigen Empfindungen ist nicht nur normal, sondern sogar sehr wichtig, um sich von der vorangegangenen Arbeitsstelle abzulösen“, erklärt Husar und rät: „Je früher sich Menschen, die gekündigt wurden, mit ihrer Situation auseinandersetzen, umso leichter können sie sich auf die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz konzentrieren.“ Der Psychologe gibt konkrete Tipps, wie Menschen, die arbeitslos werden, die Situation am besten meistern:
Sich Mut machen: Es ist nicht leicht mit über 50 noch einen Job zu bekommen, „aber es ist nicht unmöglich“, sagt Husar. Auch wenn einem immer wieder gesagt wird, dass man überqualifiziert ist oder kein Job frei sei, solle man nicht resignieren, sondern dem entgegenwirken.
Körperlich fit bleiben: „Es tut dem Menschen nicht gut, nur alle Viere von sich zu strecken. Das schlägt sich auf die Psyche, verschlechtert die geistige Leistungsfähigkeit und schadet dem Selbstbild“, sagt der Psychologe.
Selbstbewusstsein stärken: Jemand, der immer Arbeit gehabt hat, verliere laut Husar nicht von einem Tag auf den anderen seine Fähigkeiten und seinen Wert: „Man sollte den Glauben an sich selbst bewahren.“
Den Verlust eingestehen: Nur wer sich seinen Gefühlen stellt, kann sie bewältigen.
Tagesstruktur finden: Arbeit bietet eine Tagesstruktur. Ist der Job weg, so ist die Versuchung groß, sich hängen zu lassen.
Lebensinhalte stärken: Glücklich ist nur, wer Lebensinhalte hat, die für einen selbst oder für andere wertvoll sind. Das kann ein Hobby, die Betreuung der Enkelkinder oder ehrenamtliche Arbeit sein.
Soziale Kontakte pflegen: Alte Freunde zu treffen und neue zu finden, macht das Leben in der Arbeitslosigkeit leichter. „Man muss sich nicht schämen, dass man Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe bekommt. Dafür hat man vorher ja eingezahlt“, sagt Sozialarbeiterin Elisabeth Mair-Lengauer.