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Als Linienbusfahrer braucht man heutzutage ziemlich starke Nerven Ausfällige Fahrgäste könnten jungen Buslenker den Job kosten

27. Juni 2020

Sollte sich Sonya K. (58) aus Aigen künftig einem Bus des Linienverkehrsbetriebs Dr. Richard nähern, um damit nach Linz zu reisen, könnte es leicht sein, dass der Fahrer noch vor ihrem Zutritt das Fahrzeug fluchtartig verlassen wird, weil er seinen Job gern behalten möchte.

Klingt nicht logisch? Ist es auch nicht. Aber es könnte Realität werden, wenn das Unternehmen mit seinen Angestellten weiter so verfährt wie mit seinem Chauffeur Mathias W. (vollständiger Name der Red. bekannt), der das Pech hatte, dass ausgerechnet Sonya K. am 22. Februar in seinen Bus stieg. Die Frau, die Polizeistrafbescheide sammelt wie Trophäen (der „Wochenblick“ berichtete), war in Begleitung ihres Bekannten Markus M. Die beiden hätten im Bus ständig laut telefoniert, wie der 22-jährige W. erklärt, Jägermeister getrunken und andere Fahrgäste belästigt.

Als es das Duo immer bunter trieb und W. kaum noch wusste, wie er die Sicherheit der anderen Fahrgäste gewährleisten sollte, stoppte er den Bus an einer Haltestelle und rief über den Notruf die Polizei. Die war eine halbe Stunde später auch da, sah sich allerdings nicht in der Lage, etwas zu unternehmen, weil ein Verstoß gegen die Beförderungsbedingungen kein Gesetzesverstoß sei, wie die Beamten erläuterten. Was sollte Mathias W. nun tun? Schulterzucken! Eigenen Angaben zufolge hätten ihm die Polizisten geraten, so lange mit dem Bus stehenzubleiben, bis es den Störenfrieden zu blöd würde und sie freiwillig das Fahrzeug verließen.

Polizei machtlos

„In diesem Moment fühlte ich mich ziemlich allein gelassen“, betont der enttäuschte Busfahrer. Nachdem die Polizei weg war, schaute er in die grinsenden Gesichter von K. und Begleiter, die den Chauffeur nun beschimpften. „Ich konnte mir auf der Fahrt anhören, was für eine Missgeburt ich bin und wie behindert meine Eltern sind …“
Konsequent ignorierte Mathias W., ein ruhiger, besonnener junger Mann, alle Tiraden.

Darin sei er geschult, sagt er. Busfahren sei nur sein Nebenjob; er studiere Lehramt und sei daher auch mit der Bewältigung von Konfliktsituationen vertraut. Seinen Vorgesetzten dürfte dies jedoch kaum interessiert haben. Denn als sich K. und ihr Begleiter bei Christian M., dem Linzer Geschäftsführer des Bus­unternehmens, prompt über Busfahrer W. beschwerten, glaubte dieser den renitenten Buskunden mehr als dem eigenen Mitarbeiter.

Mathias W., wie auch die Leute, die er beförderte, wurden bald darauf wieder von Sonya K. und Markus M. sekkiert, auch während der Corona-Zeit. Am 2. Mai eskalierte die Situation im Bus wegen eines nicht gelösten Tickets von Sonyas Begleiter erneut, wie der Chauffeur erläutert.

Duo Infernal

Nach einer neuen Beschwerde des „Duo Infernale“ beim Geschäftsführer des Bus­unternehmens wurde W. am Nachmittag des 14. Mai von seinem Fahrdienstleiter Bernhard R. über WhatsApp suspendiert: „Mathias“, schrieb er ihm lapidar, „Du bist ab sofort vom Dienst freigestellt. Entscheidung der Geschäftsleitung.“

Der Geschasste verstand die Welt nicht mehr. „Ich hatte doch verantwortungsvoll gehandelt.“ Ob dies auch die Geschäftsleitung für sich in Anspruch nehmen kann, wird sich zeigen. Denn bei der Suspendierung von W. und der darauffolgenden Entlassung hatte sie wohl nicht bedacht, dass sie mit Mathias W. nicht nur einen ihrer Ansicht nach vermeintlich kundenunfreundlichen Buschauffeur entlassen hatte, sondern auch den Betriebsrat des Linzer Unternehmens. Dies dürfte dann Geschäftsführer M. auch den Job gekostet haben, denn von einem Tag auf den anderen war er aus der Firma raus.

Betriebsräte kann man nämlich nicht einfach so entlassen. Abgesehen davon ist sich Mathias W. auch keiner Schuld bewusst. Trotzdem schien man bei der Autobusfirma Dr. Richard vorige Woche noch auf der Entlassung des Chauffeurs zu beharren, was sich Mathias M. aber nicht gefallen lassen will. Seine Entlassungsklage wird er natürlich beeinspruchen, sollte die Firma nicht doch noch von sich aus einlenken. Die besten Aussichten, sich vor Gericht durchzusetzen, dürfte in diesem Fall der Mitarbeiter haben.

Bis diese Frage jedoch entschieden ist und W. eventuell wieder auf seiner alten Route wird fahren dürfen, könnte Sonya K. schon begonnen haben, ihre ersten Polizeistrafen abzusitzen, womit dann auch im Autobus endlich wieder Ruhe einzöge.

Quelle https://www.wochenblick.at/urteil-ausstaendig-wegen-sehr-ausfaelligem-duo-bangt-junger-chauffeur-um-seinen-job/

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