30. April 2021
Verzweifelte Krankenschwestern und -pfleger der Klinik Ottakring wollen sich nicht impfen lassen. Sie behaupten, dass sie bei Weigerung an eine Arbeitsstelle ohne Patientenkontakt versetzt werden
Hilferuf aus Klinik Ottakring: “Wer sich nicht impft, wird in den Keller zum Bettenputzen versetzt?”
“Wir lassen uns nicht erpressen und krank oder tot impfen”, schrieben verzweifelte Krankenschwestern der Klinik Ottakring an die Unzensuriert-Redaktion. Der Wiener Gesundheitsverbund beschwichtigt: Es gebe keinen Impfzwang, nur eine Empfehlung für die Onkologische Station.
“Impfverweigerer” werden versetzt
Ehrlich gesagt, trauten wir unseren Augen nicht, als diese Woche ein Brief des Pflegepersonals der Klinik Ottakring mit einem Hilferuf bei uns eintraf. Unterschrieben von „verzweifelten Krankenschwestern und Krankenpflegern“ heißt es gleich im ersten Absatz:
Jenes Pflegepersonal, das sich im Wilhelminenspital der Gemeinde Wien (das ist die frühere Bezeichnung für die Klinik Ottakring, Anm. d. R.) nicht gegen Corona impfen lässt, wird demnächst an Arbeitsstellen ohne Patientenkontakt versetzt. Wo das sein wird, ist uns ein Rätsel. In ein Lager oder in den Keller zum Betten putzen? Unsere Ausbildung mit Diplom ist seit Corona nichts mehr wert.
Hausarbeiterin landete nach Impfung auf Intensivstation
Man wolle nicht anecken oder querulieren, heißt es weiter in diesem Schreiben. Ihre Impf-Skepsis basiere auf Informationen und Angst. Sie hätten beobachtet, wie es zu vielen Nebenwirkungen und Krankenständen beim geimpften Personal gekommen sei. Einige seien auf der Notversorgung, eine Hausarbeiterin sogar auf der Intensivstation gelandet.
Gesundheitsverbund bestreitet Impfzwang
Umso mehr überraschte nun die offizielle Reaktion des Wiener Gesundheisverbundes, den wir mit dem Brief des Pflegepersonals der Klinik Ottakring konfrontierten. Da heißt es von der Pressesprecherin der Unternehmenskommunikation (brav gegendert):
MitarbeiterInnen des Wiener Gesundheitsverbundes, die sich nicht impfen lassen möchten, müssen sich nicht impfen lassen. Diese MitarbeiterInnen können ihrer Arbeit in der Klinik wie gewohnt nachgehen. Es gibt jedoch einige wenige Einsatzbereiche, für die eine Impfung angeraten ist. Wie etwa auf einer Onkologischen Station, um das Covid-19-Erkrankungsrisiko für onkologische PatientInnen auf ein Minimum zu reduzieren.
Wird außerhalb des Betriebes anders kommuniziert als intern? Wieso gibt es dann diesen Hilferuf „verzweifelter Krankenschwestern und Krankenpfleger“? Und gibt es tatsächlich keinen Impfzwang für Spitalspersonal? Offiziell, dem Vernehmen nach, jedenfalls nicht.
Behandlungen auf Intensivstation nicht bekannt
Auch bezüglich der Vorfälle nach der Impfung stimmen die Aussagen der Mitarbeiter mit den Aussagen der Pressesprecherin nicht ganz überein. Von Seiten des Gesundheitsverbundes heißt es nämlich, „seltene Nebenwirkungen von Thrombosen, die einer Behandlung auf der Intensivstation bedürfen, sind uns aus der Klinik Ottakring nicht bekannt“.
Nach Impfung ein bis zwei Tage im Krankenstand
Impf-Nebenwirkungen gibt die Pressesprecherin des Gesundheitsverbundes zu, redet sie aber klein:
Nach der Impfung können Impfreaktionen auftreten. Dies kann auch bedeuten, dass MitarbeiterInnen 1-2 Tage Krankenstand bedürfen. Davon waren auch MitarbeiterInnen der Klinik Ottakring betroffen. Diese Impfreaktionen klingen aber nach wenigen Tagen vollkommen ab.