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Abschaffung der Notstandshilfe — Keine Leistung mehr für 121.000 Menschen

Keine Leistung mehr für 121.000 Menschen

Diese 3 Fälle zeigen, wie die Abschaffung der Notstandshilfe Existenzen bedroht

Die Regierung will das Arbeitslosengeld umkrempeln. Kern des Vorhabens: Das Ende der Notstandshilfe soll abgeschafft werden. Laut WIFO-Studie würden 121.000 Menschen keine Leistung mehr bekommen. Welche Schicksale stecken hinter dieser Zahl? Wir haben uns drei Beispiele angesehen, in denen Menschen in die Mindestsicherung gedrängt werden und welche Folgen das hat!

Die Regierungsparteien verhandeln intensive über das Arbeitslosengeld NEU und die Abschaffung der Notstandshilfe. Bisher ist bekannt: Wer lange einbezahlt hat, erhält zwei Jahre Arbeitslosengeld. Danach endet jede Verischerungsleistung. Wer weiter auf Jobsuche ist, rutscht in die Mindestsicherung – samt Zugriff auf Sparbücher, Auto und Eigenheim. Eine Ausnahme soll  es nur für Arbeitslose geben, die älter als 50 sind und 180 Beitragsmonate (15 Jahre) haben. Jüngere sollen nach maximal zwei Jahren Arbeitslosengeld Neu den Anspruch auf die Versicherungsleistung verlieren und nur noch Mindestsicherung beziehen.

Für die maximale Bezugsdauer von zwei Jahren braucht man mindestens 120 Beitragsmonate (zehn Jahre). Wer weniger als ein Jahr gearbeitet hat, hat in der Regel keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld. Bei zwölf bis 24 Beitragsmonaten beträgt die Bezugsdauer sechs Monate. Ab zwei Jahren Beschäftigung steigt der Anspruch auf zwölf Monate. Wer zwischen 60 und 120 Monate beschäftigt war, hat einen Anspruch auf 18 Monate Arbeitslosengeld.

Außerdem sollen Krankenstände auf die Dauer des Arbeitslosengeldbezuges angerechnet werden, wenn der Krankenstand nicht mit einem stationären Aufenthalt verbunden ist. Menschen mit schweren Krankheiten verlieren in Zukunft schneller das Arbeitslosengeld.

1 – Harald P. (46), Dachdecker – Teufelskreis nach Krebserkrankung

Harald ist 46 und lebt mit seiner Familie (Lebensgefährtin und zwei Kindern) in einem kleinen Haus in Leonding, Oberösterreich. Er hat seit seinem Lehrabschluss durchgehend als Dachdecker gearbeitet.

Mit 45 bekommt Harald eine Krebsdiagnose. Er hat aufgrund der Chemotherapie mehrere Krankenstände, kann nicht mehr schwer arbeiten – und wird gekündigt. Wegen seiner Erkrankung, die ihn weniger belastbar macht und häufige Ausfälle verursacht, ist er schwer vermittelbar.

Was passiert mit Harald? Er hat zwar über 180 Versicherungsmonate, ist aber unter 50. Das mit dem „unbegrenzten“ Anspruch auf Arbeitslosengeld trifft auf ihn nicht zu. Im Modell von ÖVP und FPÖ hat er nur 2 Jahre Anspruch.

Wegen seiner Krebserkrankung wird er operiert, muss Medikamente nehmen und ist körperlich schwach. Deswegen ist er fast ein Jahr im Krankenstand. Das Problem? Weil dieser Krankenstand kein durchgehender stationärer Aufenthalt ist, sondern Harald sich zu Hause erholt, wird dieses Jahr in die Anspruchsdauer des Arbeitslosengeldes eingerechnet. Nach Ablauf des Krankenstands hat er also nicht zusätzlich zwei Jahre, sondern nur noch ein Restjahr Anspruch auf Arbeitslosengeld. Nach Ablauf der Frist fällt auch er in die Mindestsicherung.

Bis zu seiner Erkrankung ist Harald mitten im Leben gestanden. Rutscht er in die Mindestsicherung, kann auf das Eigenheim zugegriffen werden. Auto und Erspartes müsste er veräußern. Ein Teufelskreis für die Familie.

2 – Isabella W., (28) Handelskauffrau – Jobverlust nach 9 Jahren und kein Sicherheitsnetz

Isabella hat als Verkäuferin bei einer Modekette in Salzburg gearbeitet. Begonnen hat sie im Alter von 16 Jahren. Mit 25 hat sie ein Kind bekommen, war in Karenz und hat weitergearbeitet, dann aber wegen Einsparungen der Kette ihren Job verloren.

Mit Kleinkind ist die Jobsuche schwierig. Bei der Frage der Arbeitszeit wird es kompliziert: Die Öffnungszeiten der Kindergruppen passen nicht zu den geforderten Arbeitszeiten der Jobs, für die sich Isabella bewirbt.

Im Modell von ÖVP und FPÖ hat Isabella 18 Monate Anspruch auf Arbeitslosengeld – danach gibt es keine Notstandshilfe mehr, sondern nur die Mindestsicherung. Dann besteht die Gefahr, dass Isabella ihr Auto aufgeben muss, was sie noch unflexibler bei der Jobsuche macht. Zudem würde ihr die Zeit in der Mindestsicherung nicht als Ersatzzeit in der Pension angerechnet werden – das ist bei allen BezieherInnen der Mindestsicherung der Fall.

3 – Sonya F., (24), Raumplanerin – Befristete Jobs bergen noch mehr Risiko

Sonya lebt in Wien, sie hat an der Technischen Uni Wien Raumplanung studiert und ihr Studium mit 23 abgeschlossen. Sie hat in einem anspruchsvollen Forschungsprojekt gearbeitet, das auf 9 Monate befristet war. Nach Fertigstellung geht sie auf Jobsuche, doch die Auftragslage ist dürftig. Sonya findet keinen Job.

Im Modell von ÖVP und FPÖ hat Sonya gar keinen (!) Anspruch auf Arbeitslosengeld, weil sie weniger als 12 Monate durchgehend gearbeitet hat. Sie muss sofort Mindestsicherung beantragen. Dass sie Versicherungsbeiträge bezahlt hat, nützt ihr nichts.

Quelle  https://kontrast.at/diese-3-faelle-zeigen-wie-die-abschaffung-der-notstandshilfe-existenzen-bedroht/

 

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