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Bad Blumau Mega-Glashäuser läuten neue Tomaten-Ära an

Sie haben es durchgezogen, allen Widerständen und Kritikern zum Trotz: Seit kurzem ernten die Oststeirer von Frutura in ihren Mega-Glashäusern Tomaten auch im Nicht-Bio-Bereich. In Bad Blumau hat damit ein neues, industrielles Kapitel in der steirischen Landwirtschaft begonnen: Ein Lokalaugenschein der „Krone“.

Eine Hummel hat den Augenblick genutzt und ist durch das offene Tor entwischt. Jetzt summt sie im breiten, sterilen Gang des Glashauskomplexes, der so lang ist, dass die Mitarbeiter mit Rädern unterwegs sind. Wo soll sie hin? Am besten zurück hinter das Tor, wo sie als Nützling gebraucht wird.

Dort wachsen Tonnen von Tomaten. Reihe um Reihe schlängeln sich die Pflanzen aus einem Tonerde-Kokosfasern-Gemisch in die Höhe. Während die Paradeiser unten bereits fast reif sind, werden sie ganz oben erst im Frühsommer geerntet. Alles ist planbar, die Launen der Natur spielen keine Rolle.

Weitere Ausbaupläne liegen vor
Seit dem Vorjahr ist in der Gemüsewelt bereits der 4,3 Hektar große Bio-Bereich in Betrieb, hier werden neben Tomaten auch Paprika und Gurken angebaut – in Mutter Erde. „Das sind zertifizierte Bio-Flächen, wir haben eigentlich nur die Glashäuser drübergebaut“, erzählt Frutura-Geschäftsführer Manfred Hohensinner.

Jetzt legt man auch im konventionellen Bereich los. Zwölf Hektar sind gebaut, sechs weitere folgen 2019. Danach sind auch noch Gemüse-Schauwelten geplant.

„Ein Traum ist in Erfüllung gegangen. Das ist ein historischer Moment: Noch nie gab es zu dieser Jahreszeit frische steirische Paradeiser.“ Hohensinner scheut nicht vor Pathos zurück. Wie in all den Jahren zuvor verteidigt er das 50 Millionen Euro teure – und ohne Förderungen errichtete – Projekt vehement.

„Müssen produzieren, was die Kunden wollen“
„In Österreich hat sich der Tomatenkonsum seit 2000 verdoppelt. Wir Landwirte müssen das produzieren, was die Kunden wollen – nicht das, was leicht geht und wo es gute Förderungen gibt!“ Es gehe auch um die Versorgungssicherheit und den Rückgang von Gemüseimporten. Dafür brauche es laut Hohensinner neben der kleinstrukturierten Landwirtschaft industrielle Produktion wie in Bad Blumau.

Bauernvertreter und Agrarpolitiker blickten bisher dennoch skeptisch auf die mit Geothermie beheizte Gemüsewelt. Hohensinner will alle einladen, sich vor Ort ein Bild zu machen: „Ich habe das reinste Gewissen.“

Probleme bei Mitarbeiter-Rekrutierung
Nur eines bereitet dem Oststeirer Sorgen: der regionale Arbeitsmarkt. Hier bekommt er die benötigte Anzahl an Mitarbeitern nicht. Ein Gutteil der derzeit 150 Jobs wird daher von Ungarn und Slowenen eingenommen. Im Endausbau sollen 200 Menschen hier arbeiten.

Daten & Fakten

  • 2012 wurden die Pläne für die Gemüsewelt bekannt. Es gab heftigen Widerstand von Umweltschützern, Grünen, Touristikern und Landwirten. Die Genehmigungsverfahren zogen sich über Jahre.
  • Einzigartig: Die Glashäuser werden mittels Geothermie beheizt. Es gibt zwei Bohrungen: Bei der ersten wird 125 Grad heißes Wasser aus mehr als drei Kilometern Tiefe nach oben gepumpt. Über einen Wärmetauscher wird das Heizungswasser erwärmt, das auf gut 30 Grad abgekühlte Thermalwasser schließlich beim zweiten Bohrloch wieder zurück in die Erde gepumpt. Der Pumpversuch kostete 17 Millionen Euro.
  • Zur Absicherung gibt es eine Gasheizung, die laut Frutura bisher allerdings nur zu Testzwecken in Betrieb war.
  • Die Bewässerung der Glashäuser soll zu mehr als 80 Prozent mit in Teichen gesammeltem Regenwasser erfolgen, der Rest aus Brunnen. Für letztere laufen derzeit aber noch die Wasserrechtsverfahren. Vor kurzem gab es Aufregung, weil einer der Brunnen um vier Meter zu tief gebohrt sein soll.
  • Geerntet wird ganzjährig. Im Endausbau sollen es 10.000 Tonnen Gemüse im Jahr sein. Einziger Abnehmer ist die Handelskette Spar.

Jakob Traby, Kronen Zeitung

 

Quelle.http://www.krone.at

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