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Bangen in Fürstenfeld: EU drängt auf Verkauf von Nidec-Werk

Wer gedacht hatte, nach der wechselvollen Geschichte des unter dem Namen „Verdichter Oe“ gegründeten Kompressorenwerks in Fürstenfeld sei für lange Zeit Ruhe eingekehrt, muss in diesen Tagen feststellen, dass das nicht stimmt. Denn obwohl – oder gerade weil – die Geschäfte des mittlerweile zum japanischen Nidec-Konzerns gehörenden Betriebs gut laufen, sind erneut dunkle Wolken am Horizont aufgezogen.

Ausgangspunkt ist, dass Nidec einen Merger mit Embraco, der Kompressorentochter von Whirlpool, kurz vor dem Abschluss hat. Die Verträge müssen bis spätestens 24. März unterzeichnet sein. Wie es nun heißt, seien bisher weltweit keine Einwände gegen die Akquisition gekommen, doch die Wettbewerbshüter der EU-Kommission stiegen auf die Bremse. Auslöser dafür soll ausgerechnet ein chinesischer Mitbewerber sein, der im Zuge der üblichen Marktanalyse in der Phase 1 Einwände erhoben hat.

Landeshauptmann richtet Brief an EU-Kommission

Nidec hatte vorab bereits beschlossen, sich von Produktionsstätten in der Slowakei und in China zu trennen, nun verlangt Brüssel aber als weiteres Zugeständnis, dass auch der Standort Fürstenfeld verkauft werden soll. Begründung ist, dass im Haushaltssegment im Bereich der „Variable-Speed-Kompressoren“ ein zu hoher Marktanteil entstehen würde, was aber von den Eigentümern bestritten wird. Statt, wie ins Treffen geführt, zwei oder drei Mitbewerbern gebe es fast ein Dutzend, die in Europa aktiv seien. Auch mache der Standort Fürstenfeld nach wie vor Verluste, die EU-Kommission sei allerdings der Meinung, es handle sich um das „Golden Nugget“ der Branche.

Die Folgen eines Verkaufs wären schwer abzusehen, befürchtet wird nichts Gutes; es könnte wieder ein Finanzinvestor kommen, dem nicht viel am Werk selbst gelegen ist, oder es könnte sich ein Käufer aus China finden, der das Know-how absaugt, aber am Standort selbst wenig Interesse hat. Um den Zusammenschluss von Nidec und Embraco nicht zu gefährden, haben die Japaner das Fürstenfelder Werk nun formal auf die Verkaufsliste gesetzt. Parallel dazu laufen aber vor allem über die Politik Bemühungen, die EU-Kommission von der harten Linie abzubringen. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl haben sich vor wenigen Tagen in einem Brief an Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager gewandt, in dem sie auf die Bedeutung des Arbeitgebers in der Region hinweisen und die Argumente der Kommission hinterfragen.

Nidec hat eigentlich Ausbaupläne für Fürstenfeld

Künftige Ausbaupläne von Nidec in Fürstenfeld – die Überlegungen gehen so weit, dass von derzeit rund 400 Beschäftigten auf bis zu 1000 aufgestockt werden könnte – wären bei einem Verkauf vermutlich obsolet. Außerdem, so heißt es in Bezug auf eines der Kommissionsargumente, wäre der beanstandete Bereich der Haushaltskühlgeräte nicht nur für den europäischen Wirtschaftsraum relevant, sondern für den globalen, wo die fusionierte Gruppe auf rund 30 Prozent Marktanteil käme. Nidec Fürstenfeld allein kommt mit zuletzt zwei Millionen Stück im Jahr 2018 auf einen Weltmarktanteil von unter 1,5 Prozent. Zum Vergleich: Die Top 6 der Welt haben einen Anteil von jeweils zwischen 10 und 25 Prozent und befinden sich vor allem in China.

https://www.kleinezeitung.at/wirtschaft/5572115/Kompressorenwerk_Bangen-in-Fuerstenfeld_EU-draengt-auf-Verkauf

In Phase 2 kommt es nun zu einem weiteren Markttest und die Hoffnung besteht darin, dass ein Bieter ohnehin an Fürstenfeld kein Interesse hat, gleichzeitig auch die Kommission einlenkt und den Argumenten der Steirer folgt.

Für heute ist ein Treffen von Hermann Schützenhöfer mit Bundeskanzler Sebastian Kurz geplant, in dem es um diese Causa gehen wird. Gleichzeitig wird sich auch Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck an die EU-Kommissarin wenden.

Quelle https://www.msn.com/de-at/nachrichten/other/bangen-in-f%C3%BCrstenfeld-eu-dr%C3%A4ngt-auf-verkauf-von-nidec-werk/ar-BBT1Iqv

One thought on “Bangen in Fürstenfeld: EU drängt auf Verkauf von Nidec-Werk”

  1. Die EU sollte darauf achten,
    dass Arbeitsplätze in Europa geschaffen werden und erhalten bleiben. Und nicht chinesische Anliegen unterstützen. Sonst macht sie sich bald selbst obsolet.

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