September 2020
800.000 Arbeitslose würden am Höhepunkt der Wirtschaftskrise auf Österreich zukommen, sagt der Chefökonom der Industriellenvereinigung. Das liege auch daran, dass Corona vielen Unternehmern zeige, wie man weniger Beschäftigen effizienter sein könne. Auch der Ex-„BlackRock“-Lobbyist Friedrich Merz warnt vor einer „Welt ohne Arbeit.“
Wien, 22. September 2020 | Der Chefökonom der Industriellenvereinigung, Christian Helmenstein, lässt aufhorchen: Laut ihm hätten viele Betriebe während der Corona-Ausgangssperre gemerkt, dass man mehr Beschäftigte angestellt habe als unbedingt notwendig. Daraus folgen nun „Rationalisierungprozesse.“
„Rationalisierungsprozesse“
„Die überraschendste Erkenntnis aus der Pandemie ist, dass man offenbar auch mit der Hälfte der Belegschaft der Unternehmen imstande ist, 84 Prozent der Wirtschaftsleistung zu generieren“,
sagte Helmenstein bei einer Mitgliederversammlung der Industriellenvereinigung. Auch mit der Hälfte der Belegschaft würde man mehr als 4/5 der Produktivität erhalten. Unternehmen könnten mit weniger Beschäftigen ihre Effizienz steigern und der Chef seinen Profit.
Das hätte „gigantische Rationalisierungsprozesse aufgezeigt“, so der Ökonom. Bedeutet: Weniger Beschäftigte würde vielen Unternehmern mehr Gewinn bringen. Das könnte eine enorme Welle an Arbeitslosigkeit mit sich bringen. Helmenstein glaubt, dass Österreich am Höhepunkt der kommenden Wirtschaftskrise 800.000 Arbeitslose haben könnte. Seine Lösung: Digitalisierung. Durch Umschulungen solle man die Menschen in „digitalisierungskompatible“ Branchen drängen. Dem Einzelhandel sagt er aufgrund der Amazon-Welle den Niedergang voraus, höhere Steuern (etwa bei Vermögen) lehnt der IV-Ökonom ab.
Durch die „Rationalisierungsprozesse“, die manche Teile der Industrie entdeckt haben, könnte in vielen Branchen ein Kahlschlag an Jobs drohen. Jobs, die Corona vernichtete, werden nicht alle wiederkommen.
Auch deutscher Merz warnt vor „Welt ohne Arbeit“
Als „Bruder im Geiste“ der Industriellenvereinigung ließe sich der deutsche Kanzlerkandidat und ehemaliger „BlackRock“-Lobbyist (weltgrößter Vermögensverwalter) Friedrich Merz bezeichnen. Er warnte im deutschen Rechtsboulevard-Blatt „Bild“ vor einer „Welt ohne Arbeit.“ „Wir müssen ein bisschen aufpassen, dass wir uns nicht alle daran gewöhnen, dass wir ohne Arbeit leben können“, sagte der frühere Unternehmensberater.
Merz besitzt ein offizielles Vermögen von 13 Millionen Euro. Er zählt sich selbst zur oberen Mittelschicht. Laut Deutscher Bundesbank zählt man ab einem Nettovermögen von mindestens 722.000 Euro zu den oberen 5 Prozent der deutschen Bevölkerung. Die zukünftigen „Rationalisierungsprozesse“, die nichts anderes als weniger Jobs bedeuten, wird die Oberschicht wohl weniger als finanziell ärmere Personen treffen.