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Schweden: Der eine Chart der wirklich zählt

Schweden: Der eine Chart der wirklich zählt

Während manche Länder sich trotz (oder eher wegen?) der Lockdownmaßnahmen noch mitten in der „Pandemie“ befinden, scheint Schweden damit durch zu sein.

Von Marco Maier

Schweden wurde lange Zeit dafür geprügelt, weil es sich den Lockdownmaßnahmen wehem Covid-19 verweigerte, die andere Länder einführten, und so ihre Volkswirtschaften nachhaltig schädigten. Zwar kann sich das skandinavische Land wirtschaftlich nicht völlig von den Weltmärkten abschotten, doch im Vergleich zu den meisten anderen Ländern ist es nicht von einem „Massensterben“ bei Dienstleistungsbetrieben wie Bars, Restaurants, Friseuren und dergleichen betroffen.

Besonders scharf wurden die Schweden kritisiert, weil ihre Sterbezahlen (die mit Covid-19 in Verbindung gebracht wurden) deutlich über jenen vergleichbarer Länder lagen. Doch wie es scheint, haben die anderen Länder ihren Hochrisikobürgern nur ein etwas größeres Zeitfenster verschafft, während sie weiterhin vor einer zweiten oder gar dritten „Welle“ zittern.

Doch wie die nachfolgende Grafik der BBC verdeutlicht, ist die „erste Welle“ durch, die jüngeren Generationen (die nicht ohnehin schon infolge einer Kreuzimmunität durch Infektionen mit anderen Coronaviren geschützt sind) haben ihre Antikörper entwickelt und selbst wenn es einmal irgendwo lokale Ausbrüche geben sollte, werden die Sterbezahlen weiterhin gering sein – in etwa so wie bei einer leichten Grippewelle.

In den Medien wurde der schwedische Weg immer wieder scharf kritisiert, aber die Zeitung „Evening Standard“ hat unter Berufung auf eine globale Untersuchung aufgezeigt, dass es hinsichtlich der Sterbezahlen faktisch keinen Unterschied macht, ob ein Bundesstaat einen strikten Lockdown verhängte oder nicht:

Die Lockdowns haben sich kaum auf die Zahl der Menschen ausgewirkt, die am Coronavirus gestorben sind, wie eine Studie behauptet. Forscher der University of Toronto und der University of Texas fanden heraus, dass die Tatsache, ob ein Land abgeriegelt wurde oder nicht, „nicht mit der Covid-19-Todesrate zusammenhing“.

Experten verglichen die Sterblichkeitsraten und Fälle in 50 schwer betroffenen Ländern bis zum 1. Mai und errechneten, dass nur 33 von einer Million Menschen an dem Virus gestorben waren… Die Studie ergab, dass die Einführung von Lockdownmaßnahmen zwar die Überlastung der Krankenhäuser stoppen konnte, aber nicht zu einer signifikanten Verringerung der Todesfälle führte.

„Maßnahmen der Regierung wie Grenzschließungen, vollständige Abriegelungen und eine hohe Rate von Covid-19-Tests waren nicht mit einer statistisch signifikanten Verringerung der Anzahl kritischer Fälle oder der Gesamtmortalität verbunden“, hieß es in der Studie, die in der Online-Zeitschrift EClinicalMedicine von Lancet veröffentlicht wurde.

Schweden wird auch wegen seiner Sterblichkeitsrate kritisiert, die höher als bei einigen, aber niedriger als bei anderen ist. Bis zum 25. Juli lag die Zahl der Coronavirus-Todesfälle in Schweden bei 5.667, was deutlich höher ist als bei seinen Nachbarn in Norwegen und Dänemark, aber niedriger als in Belgien, Italien, Frankreich, Großbritannien und Spanien. Mit anderen Worten: Schweden liegt irgendwo in der Mitte des Rudels. Interessanterweise schneidet Schweden im Vergleich zu schlecht regierten Bundesstaaten in den USA mit einer ähnlich großen Bevölkerung recht gut ab. Werfen Sie einen Blick darauf:

  • Schweden: Kein Lockdown
    Einwohnerzahl von 10,2 Millionen
    Coronavirus-Todesfälle -5.667
  • Lockdown-Staat #1: New York City (Demokratischer Gouverneur, Andrew Cuomo)
    Bevölkerung: 8,3 Millionen
    Coronavirus-Todesfälle: 32.133 (fünfeinhalb Mal mehr als in Schweden mit 2 Millionen weniger Menschen)
  • Lockdown-Staat #2: New Jersey (ein weiterer demokratischer Gouverneur, Phil Murphy)
    Bevölkerung: 9,2 Millionen (1 Million weniger als Schweden)
    Coronavirus-Todesfälle – 15.684 (fast dreimal so viele wie in Schweden mit einer kleineren Bevölkerung).
  • Lockdown-Staat #3: Massachusetts (ein weiterer demokratischer Gouverneur, Charlie Baker)
    Bevölkerung: 6,9 Millionen – 3 Millionen weniger als in Schweden)
    Coronavirus-Todesfälle: 8.380 (eineinhalbmal so viele wie in Schweden mit 3 Millionen weniger Menschen).

Klar, jene Länder die mit Lockdowns versuchen eine Eindämmung zu betreiben, hoffen damit Zeit zu gewinnen, bis ein Impfstoff verfügbar ist. Doch wem soll dieser Impfstoff helfen? Jenen, die schon jetzt aufgrund (oftmals) vieler Comorbiditäten die Hauptrisikogruppe sind? Denen wird die Impfung auch nicht viel bringen. Wenn es nicht Covid-19 ist, dann ist es in der nächsten Grippesaison das Influenzavirus, oder in den kommenden Monaten ein Herzinfarkt, eine Sepsis, ein Krebsleiden und so weiter. Etwas, das auch der Hamburger Rechtsmediziner Dr. Püschel nach seinen vielen Autopsien immer wieder verdeutlichte.

Auch wenn Erkrankte davon erzählen, dass sie für ein paar Tage aufgrund des Virus gesundheitliche Probleme hatten, so trifft dies auf die Grippe ebenfalls zu. Und auch in schweren Grippesaisonen sind die Krankenhäuser massivst überlastet.

Das Virus ist zwar mit Sicherheit nicht völlig harmlos, aber auch kein „Killervirus“, wie es so oft dargestellt wird. Manche Länder und Regionen verzeichnen zwar derzeit eine deutliche Übersterblichkeit (also über dem zu erwartenden Durchschnitt anhand der Daten der letzten Jahre), doch verlässliche Zahlen wird man wohl erst Anfang 2021 haben, wenn man die gesamten Daten für das volle Jahr hat. Dies hatte ich Anfang Juli bereits mit entsprechendem Zahlenmaterial für Brasilien vorgerechnet.

Quelle https://www.contra-magazin.com/2020/07/schweden-der-eine-chart-der-wirklich-zaehlt/

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