28.3.2020
Trotz Kurzarbeit:
Höchste Arbeitslosigkeit seit 1953
Die Regierung setzt Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. Seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen hat die Arbeitslosigkeit im Rekordtempo ein unerhörtes Ausmaß erreicht. Seit 1953 gab es nicht so viele Arbeitslose in Österreich.
Wien, 28. März 2020 / 1953: Zerbombte Häuser gehören zum Straßenbild, Alliierte Besatzungssoldaten patroullieren. Der große Wirtschaftsaufschwung ist noch einige Jahre entfernt. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 9,5 Prozent. Nie wieder in der Geschichte der Zweiten Republik war sie so hoch. Bis jetzt.
Historisch einzigartiger Anstieg
In weniger als zwei Wochen stieg die Zahl der Arbeitslosen um rund 170.000 an. Etwa 570.000 Menschen sind derzeit ohne Job. Nie zuvor hat es einen vergleichbaren Anstieg gegeben. Jeden Tag kommen rund 20.000 neue Arbeitslose hinzu. Greifen die Maßnahmen der Regierung nicht? Seit 18. März ist Kurzarbeit möglich. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit ging jedoch unvermindert weiter. Ein Problem sei, so sagen Gewerkschafter, dass es praktisch keine Neueinstellungen mehr gäbe. Das Ende der Winterourismussaison wird in der Statistik normalerweise durch den Beginn der Sommersaison – etwa am Bau – ausgegeglichen. Das geschieht jetzt aber nicht. Vergangene Woche hatte Österreichs größter Baukonzern, die Strabag, zunächst seine 11.000 Mitarbeiter in Österreich gekündigt, dann nach Verhandlungen mit Betriebsrat und Gewerkschaft jedoch Kurzarbeit angemeldet.
Die Sozialpartner haben ein Schritt-für-Schritt-Video als Ausfüllhilfe für Kurzarbeitsanträge veröffentlicht:
Die Einführung eines neuen Kurzarbeitsmodell konnte bis jetzt den Anstieg der Arbeitslosigkeit nicht verhindern.
Aus Gewerkschaftskreisen heißt es: Ohne die Kurzarbeit könnte die Situation noch schlimmer, könnte sie katastrophal sein. Im ÖGB betont man, dass bei der Kurzarbeit alle Sozialpartner an einem Strang ziehen. Mit dem derzeitigen Modell sei „ein großer Wurf gelungen, der alle Unternehmen, kleine wie große umfasst“, sagt ein Sprecher des ÖGB gegenüber ZackZack. Eine wichtige Tätigkeit der Sozialpartner sei nun, das Modell bekannt zu machen, damit es von möglichst vielen Unternehmen genutzt wird. Der Gewerkschaftsbund vermutet, dass die Effekte der Kurzarbeit erst mit einiger Verspätung – ab kommender Woche – in der Statistik sichtbar werden.
Kurzarbeit als Rettungsanker?
Tatsächlich könnte die Bürokratie um die Beantragung von Kurzarbeit dafür verantwortlich sein, dass noch nicht viele Arbeitnehmer tatschlich in Kurzarbeit sind. Der Antrag umfasst zwölf Seiten, seine Bearbeitung ist aufwändig. Bei den Gewerkschaften langen so viele Anträge ein, dass man derzeit nicht einmal sagen könne, wie viele es sind. Das würde Kapazitäten kosten, die zur Bearbeitung der Anträge nötig seien. Viele Unternehmen, die ihre Mitarbeiter gekündigt hätten, nähmen nun Kündigungen zurück und beantragten stattdessen Kurzarbeit, heißt es aus dem ÖGB.
Die Sozialpartner haben ein Schritt-für-Schritt-Video als Ausfüllhilfe für Kurzarbeitsanträge veröffentlicht:
Ob die Kurzarbeit das Schlimmste verhindern kann, wird sich zeigen. Einstweilen steigt die Arbeitslosigkeit weiter an. Sie hat sechs Prozent überschritten und würde, bei kontinuierlicher Steigerung in wenigen Wochen die Schallmauer von zehn Prozent durchbrechen. Der traurige Rekord von 1953 wäre damit übertroffen.
Quelle https://zackzack.at/2020/03/28/trotz-kurzarbeit-hoechste-arbeitslosigkeit-seit-1953/